Der brasilianische Künstler Artur Lescher ist für seine Skulpturen bekannt, die durch eine intensive Auseinandersetzung mit den Materialeigenschaften bestechen. Er verwendet Werkstoffe wie Messing, Metall, Holz und Kupfer, um minimalistische, doch kraftvolle Kunstwerke zu schaffen. Trotz ihrer reduzierten Ästhetik wirken seine Skulpturen spannungsgeladen und lebendig.
Artur Lescher, Gewinner Zurich Art Prize 2025 im neuen Haus Konstruktiv
Das Museum Haus Konstruktiv hat 2007 gemeinsam mit der Zurich Insurance Company Ltd., Patronatspartner des Museums, den Zurich Art Prize ins Leben gerufen, der mittlerweile eine grosse internationale Strahlkraft besitzt. Honoriert wird jährlich eine eigenständige künstlerische Position, die sich an den Schnittstellen zwischen gegenwärtigen Tendenzen einerseits und dem kulturellen Erbe der konstruktiv-konkreten und konzeptuellen Kunst andererseits bewegt. Der von der Zurich Insurance Company Ltd. gestiftete Preis setzt sich seit 2017 aus einem Budget CHF 80 000 Franken für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von 20 000 Franken für die Künstlerin oder den Künstler zusammen.

Explosion im Kosmos: Subtile Schwerkraft-Trickserei
Artur Lescher präsentiert schwebende, stelenartige Pendelobjekte, die dank glänzender Materialien und einer geschickten Installation fast antigravitativ wirken. Die Werke erzeugen Assoziationen zu Sternbildern und entführen in kosmische Dimensionen.Ein Highlight ist die Arbeit «V Sagittae», die einem unscheinbaren Doppelstern gewidmet ist. Dieser wird voraussichtlich um 2083 als Nova explodieren. Dieser kosmische Bezug verleiht Leschers Werken eine faszinierende Dimension von Zeitlichkeit und Transformation.
Mythos trifft Minimalismus: Verschränkte Felder der Kunst
Einzeln stark, bilden Leschers Werke im Zusammenspiel einen eigenen Kosmos – ein «entangled field». Dieser quantenphysikalische Begriff beschreibt die untrennbare Verbindung von Teilchen. Lescher nutzt diese Idee, um dem Raum eine poetische Qualität zu verleihen, die über die reine Ästhetik hinausgeht. Leschers Schaffen steht in einer skulpturalen Tradition, die Modernität mit archaischen Themen verknüpft. Parallelen zu Brâncuși, Bourgeois und Giacometti sind erkennbar. Im Gegensatz zur kühlen Pragmatik der Minimal Art haucht Lescher der geometrischen Formensprache durch mythologische Bezüge Leben ein.
Interaktive Präsenz: Saiten des Raumes
In der ortsspezifischen Arbeit «Zwischen den Zeilen» für das Museum Haus Konstruktiv wird Leschers Umgang mit Architektur deutlich. Rote Nylonschnüre vermessen den Raum minimal, lassen ihn leicht wirken und wecken Assoziationen zu Streichinstrumenten oder Notenlinien. Leschers Skulpturen interagieren mit dem Raum, machen ihn zu einem integralen Bestandteil der Kunst. Diese Fähigkeit, auf die Architektur zu reagieren, war wohl auch ausschlaggebend für die Verleihung des Zurich Art Prize an den Künstler.