Wie kann Architektur auf knappe Ressourcen und den Klimawandel reagieren? Die Ausstellung «WASSER UND ZEIT in Lehre und Gestaltung» im ZAZ Bellerive zeigt zukunftsweisende Positionen junger Student:innen und lädt zum Dialog ein. Ihre innovativen Projekte denken den Umgang mit Wasser als lebenswichtige Ressource in urbanen Räumen neu und thematisieren Verdichtung, Ressourcenknappheit sowie Klimawandel.
Architektur im Zeichen von Wasser und Wandel
- Publiziert am 20. Juni 2025
Die Unmöglichkeit zu teilen
Das Künstler:innenkollektiv PARA geht mit der künstlerischen Intervention «Die Unmöglichkeit zu teilen» der Frage nach, wie zukünftige Generationen auf den Umgang mit Wasser als Allmende-Ressource blicken könnten. Im Rahmen der Erarbeitung einer gesamtstädtischen Strategie zur Erinnerungskultur hat die KiöR Kunstschaffende eingeladen, sich nicht nur mit der Frage auseinanderzusetzen, an was oder wen im öffentlichen Raum erinnert werden soll, sondern auch wie. PARA lädt zu einer radikalen Geste der Umverteilung auf dem Münzplatz ein: Zürcher Brunnenwasser wird – unter Kompliz:innenschaft der Öffentlichkeit – dem Leitungsnetz entnommen und aus der Stadt gebracht. PARA versucht sich vorzustellen, wie zukünftige Generationen auf den Umgang mit Wasser als vermeintliche Allmende-Ressource blicken könnten. Die Allegorie der Mässigung, die über dem 1577 errichteten Augustinerbrunnen wacht, illustriert, dass man die Menschen damals schon zu einem bewussten Umgang mit dem Gut anhielt, zu gegenseitiger Rücksichtnahme und geteilter Verantwortung. Der Brunnen als historischer Ort wird zum Denkmal, das zur aktiven Auseinandersetzung mit drängenden Verteilungsfragen anregt.
Architektur im Wandel
Architektur und Urbanismus stehen vor einer komplexen Zukunft. Die notwendige Diskussion um Verdichtung, Ressourcen und den Umgang mit Bestand stellt bisherige die Praxis und Theorie infrage. Die zeitgenössische Architekturlehre reagiert auf diese Herausforderungen mit einem offenen Prozess des Hinterfragens und Entwickelns – getragen von der Lust am Suchen und Entwerfen möglicher Antworten und alternativer Zukunftsszenarien. Die Ausstellung macht diese Suchbewegungen sichtbar, indem sie junge Positionen aus Lehre, Forschung und Kunst zusammenführt und das Publikum dazu einlädt, mit diesen Prozessen über studentische Forschungsarbeiten von Japan über den globalen Süden bis in den Tessin in einen Dialog zu treten.
Wasser als Gestaltungsaufgabe
Mit drei internationalen Forschungsarbeiten «WATER FUTURES» (TU München/Accademia di Architettura Mendrisio), «ANATOMY OF CHANGE: TICINO TRILOGY» (ETH Zürich), «TWO LAKES ふたつのみずうみ» (Hochschule Luzern/Kyoto Institute of Technology) und der aktivistischen Performance «DIE UNMÖGLICHKEIT ZU TEILEN» (PARA/KiöR) geht die Ausstellung der Veränderung gestalterischer Praktiken im Kontext zunehmender klimatischer Herausforderungen auf den Grund. Besonders deutlich wird die Tragweite dieser Thematik in der Auseinandersetzung mit Wasser und dem Umgang mit einer lebenswichtigen Ressource, die unsere gebaute Umwelt – zwischen Mangel und Überfluss, Zerstörung und Leben – oft unsichtbar, aber entscheidend beeinflusst. Architektur kann und muss auf diese Prozesse reagieren: zwischen praktischem Entwurf und zukunftsorientierter Forschung weisen sich neue Wege in einer baukulturellen Gestaltung, die dem Umgang mit unseren elementaren Ressourcen aus der Gegenwart und für die Zukunft Rechnung zu tragen weiss.
(Textgrundlage: ZAZ BELLERIVE)