Die Zürcher Galerien eröffnen ihre Saison. Eine Besonderheit bietet die Galerie Annamarie M. Andersen. Eine Illumination des spanischen Künstlers Muma.
Andersen Zürich | Muma - Illumination
Einzigartiges Manifest
Mit Hilfe von etwa dreissig freiwilligen StudentInnen des Liceo Artistico wird Muma (*1957 Barcelona) im Innenhof des Bodmerhofs in Zürich mit über 3000 Kerzen zwei Geraden ziehen, die im rechten Winkel aufeinander treffen. Er stellt damit einen Bezug zu den Zürcher Konkreten her und geht auf die rechteckigen Strukturen des 1894 erbauten Bodmerhofs ein.Während der Jahre um 1880 wurde dem Zürichsee durch Aufschüttungen wertvolles Bauland abgerungen, für das Gelände zwischen Bleicherweg und See eine Quartiererschliessung durch einen rechtwinkligen Strassenraster projektiert und mit gross angelegten Blockrandbauten mit Innenhöfen überbaut. Die architektonische Gestalt des Bodmerhofs wie auch der Nachbarhöfe ist typisch für die Zeit vor der Jahrhundertwende, und für Muma mit den Eixample de Cerdà (1859) in Barcelona vergleichbar. Nach Mumas raumgreifenden Illuminationen u.a. in den Städten Barcelona, Girona, Lausanne, Neuchâtel und Prangins findet dieses einzigartige Manifest zum ersten Mal in Zürich statt.
Unverkennbare Poesie
In den 70er Jahren entwickelt Joseph Beuys, beeinflusst von Texten von Rudolf Steiner und der Fluxus-Bewegung, die «Soziale Skulptur» (vgl. Documenta 7 Kassel 1982, «7000 Eichen»). Eine «Soziale Skulptur» ist ein partizipatives Kunstwerk, bei dem das sozial Verbindende das Hauptmaterial ausmacht. Die freiwilligen Kerzenanzünder sind mit ihrer Energie Teil des Werkes. Die Kerzen sind somit nur der sichtbare Teil von etwas Vielschichtigem, das an der atavistischen Erinnerung an das Feuer arbeitet, mit der kollektiven Imagination und dem Gedächtnis, in dem der Eindruck einer kurzlebigen Handlung bleibt. Für Muma stellt die gerade Linie eine Form unverkennbarer Poesie dar, weil sie in sich selbst die Möglichkeit der Unendlichkeit trägt und gleichzeitig schlicht, elegant und elementar ist. Am Ort des Zusammentreffens der beiden von Tausenden von Kerzen funkelnden Geraden steht ein monumentaler Kastanienbaum, dessen natürliche Form mit der Einfachheit der reinen Linien eine Spannung erzeugt. Der Baum ist gleichzeitig Kontrast und Partner, Schmuck und Schutz.