Thematischer Schwerpunkt des «Visions du Réel 2017» bilden Filme, die sich mit neuen Familienformen befassen. Gleichzeitig aber betont der scheidende Festivaldirektor Luciano Barisone, dass bei der Auswahl für das international erfolgreiche Festival stets die formale Originalität entscheidend sei
Visions du Réel 2017 | Interview mit Luciano Barisone
Suche nach neuen Formen
Das Festival wird dieses Jahr eröffnet von Film «Los niños» der chilenischen Filmemacherin von Maite Aberdi, einem Film über junge Erwachsene mit Downsyndrom. Gemäss Luciano Barisone steht der Film für das diesjährige Festivalthema: «Uns ist aufgefallen, wie viele Filmschaffende sich mit der Frage nach der neuen Familie auseinandersetzen». Er vermute, dieser Trend hänge damit zusammen, dass in unserer Gesellschaft so viele Menschen ausgeschlossen würden – «und deshalb dann nach neuen, selbst gewählten Familienformen suchen.»
Spannende Strukturen und Macharten
Luciano Barisone und sein Team haben dieses Jahr rund 3600 Filme visioniert. Klar gehe es bei der Auswahl immer auch um den Inhalt, erklärt Barisoni im arttv Interview. «In erster Linie aber sind wir immer wieder auf der Suche nach spannenden Strukturen und Macharten». Drei Meister geben deshalb auch dieses Jahr wieder Einblick in ihr Schaffen: Der italienische Regisseur Franco Rosi («Fuocomare»), der Französische Ethnologe Stéphane Breton sowie der ebenfalls französische Filmer Alain Cavalier.
Rassenproblematik
Der Fokus des Festivals richtet sich dieses Jahr auf Südafrika, welches eine sehr grosse Filmproduktion hat und sich ganz insbesondere für den Dokumentarfilm interessiert. Für «Visions du Réel» sei die Annäherung an Südafrika sehr spannend, begründet Luciano Barisone die Wahl, «weil Südafrika zu den Ländern mit sehr grosser Rassenproblematik gehört, aber gleichzeitig einen enorm grossen Effort macht, um diese zu überwinden.»