Lernen von den Älteren: Mit «Tokyo Family» legt der japanische Regisseur Yôji Yamada ein Remake des berühmten Films «Reise nach Tokio» von Yasujiro Ozu vor.
Tokyo Family
Zum Film
Das Remake von Ozus Meisterwerk holt mit nur wenigen Abweichungen die Geschichte des älteren Ehepaares Shukichi und Tomiko Hirayama in das gegenwärtige Japan. Noch einmal möchte das Paar sein beschauliches Leben in der Provinz verlassen, um Kinder und Enkel in Tokyo zu besuchen. Doch die beiden müssen erleben, dass weder der älteste Sohn Koichi, ein Arzt, noch die älteste Tochter Shigeko, die einen Schönheitssalon betreibt, Zeit für sie haben. Sie sind zu beschäftigt mit ihren Alltagssorgen. Auch der jüngste Sohn geht seine eigenen Wege. In der hektischen Grossstadt wirkt das alte Paar einsam und verloren. Yamada übernimmt Ozus ruhigen Blick auf die Familiensituation, und auch 60 Jahre später hat dieser Stoff nicht an Aktualität verloren. Die Generationen sind sich nicht nähergekommen. Die Jüngeren müssen sich in einer noch viel unübersichtlicheren Welt behaupten, und das in einem Land, in dem die Folgen des Tsunamis von 2011 noch immer den Alltag bestimmen.
Stimmen
Humorvoll und melancholisch. […] Yamada zitiert ikonische Ozu-Einstellungen, tut dies aber so knapp und dezent, dass sein Film nicht im Hommage-Gestus stecken bleibt. […] Während «Reise nach Tokio» als Berlinale Classic in einer digital restaurierten Fassung projiziert wird, zählt «Tokyo Family» zu den kaum zehn Prozent von Filmen, die noch auf Zelluloid gedreht wurden. Gerhard Midding, welt.de