Mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und trockenem Humor erzählt der Film die Geschichte einer Frau, die auf ihrer Suche nach der Wahrheit lernen muss, ihre eigenen Grenzen zu erkennen. Die junge Mutter verstrickt sich dabei in ihrer neuen Rolle als Investigativ-Reporterin zunehmend in eine absurde Recherche. Eine heitere Geschichte im verschneiten Lappland. Ein wunderbarer, herzerwärmender Film für die kalten Wintertage.
THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND
THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND | SYNOPSIS
Niina arbeitet eigentlich nur für die kleine Zeitung «Lappland News» mit ihren drei Mitarbeitern, um den Schaden an einem zerbrochenen Fenster zu begleichen. Und eigentlich wollte sie nur zur Hochzeit ihrer Schwester fahren. Doch wie es der Zufall so will, ergibt sich plötzlich die Gelegenheit, zurück in der Heimat ihrer Familie, endlich über eine wichtige Geschichte zu berichten. Doch nicht nur die wortkargen Einheimischen und die Beamten, die ihre Ermittlungen sabotieren, stehen ihr im Weg. Sie muss sich auch mit einer nörgelnden Tante und ihrem dementen Vater herumschlagen. Und dann taucht auch noch ihr gewalttätiger Ex-Mann auf, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurde. Einzig Kai, ein Kampfpilot und aufmerksamer Zuhörer, steht ihr bei und steht zudem in direktem Kontakt mit den Militärbehörden.
THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND | HINTERGRUND
Filmregisseurin und Drehbuchautorin Miia Tervo wurde für das beste Drehbuch und die beste Regie mit dem Jussi Award, dem nationalen Filmpreis Finnlands, ausgezeichnet. Sie gewann auch den Nordisk Film Award. NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND ist Tervos zweiter Spielfilm, bei dem sie Regie führte und das Drehbuch schrieb. Ihr erster Spielfilm AURORA (2019) wurde mit insgesamt sieben Jussi Awards ausgezeichnet. Für NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND gewann die Hauptdarstellerin Oona Airola den Dragon Award in der Kategorie Beste Darstellerin beim Internationalen Filmfestival in Göteborg.
Randbemerkung: Im finnischen Original trägt der Film THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND den Titel OHJUS, was übersetzt «Rakete» bedeutet.
THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND | REZENSIOm
von Madeleine Hirsiger
Wir befinden uns im Jahr 1984, um die Weihnachtszeit, im Hohen Norden Finnlands. Niina, die Hauptfigur von THE MISSILE – NEUIGKEITEN AUS LAPPLAND , ist charakterlich schnell eingeführt: sie trägt keine Schneehosen, wenn sie im Wald mit ihren zwei Quälgeistern einen Christbaum holt, selbst wenn sie bis zur Taille im Schnee versinkt. Der Anhänger, auf dem Niina den Baum abtransportiert, schiesst seitlich an ihrem Auto vorbei und kracht in eine Hauswand. Im Häuschen wohnt der Leiter der lokalen Zeitung.
Soweit – sogut. Den angerichteten Schaden kann Niina nicht bezahlen und schlägt darum vor, ein paar Artikel für die Lokalzeitung des Geschädigten zu schreiben. Was hast du denn schon so gemacht? will der Redaktor wissen. Gedichte für Beerdigungen und Hochzeiten. Nicht gerade das Optimale. Trotzdem kann Nina in der Redaktion aushelfen. Alles läuft in geordneten, langweiligen Bahnen, bis Niina eines Abends einen ohrenbetäubenden Knall hört. Am hellerleuchteten Firmament kann sie aber nirgendwo etwas entdecken. Ab diesem Punkt ändert sich ihr Leben.
Ein Knall im All verändert alles
Niemand will etwas gehört haben. Und doch meldet der Offizier eines veralteten Militär-Überwachungswagen, stationiert in der einsamen Schneewüste, das Auftauchen eines «unbekannten Flugobjekts». Hektik bricht aus, Jagdflieger donnern los. Nichts ist zu finden. Im Fernsehen wird über die atomare Abrüstung in Genf berichtet, aber auch darüber, dass im finnisch/norwegischen Luftraum ein sowjetischer Marschflugkörper von seiner Flugbahn abgekommen sei. Nun ist Niina nicht mehr zu halten: sie will der Sache nachgehen und darüber etwas im Lokalblatt schreiben, doch der Chef winkt ab. Das interessiere die Leute nicht.
Ins Hotelli Tunturipeikko, in dem die Hochzeitsfeier ihrer Schwester stattfindet, kommt Bewegung. Viele unbekannte Männer checken ein, schliesslich auch amerikanische Fernsehstationen. In den Hinterzimmern halten hohe finnische Militärs Sitzungen ab – aber die Bevölkerung wird mit keinem Wort informiert.
Da macht sich Niina endgültig auf die Socken, engagiert, ja missionarisch, geht Sie in die nächste Stadt, um sich im Archiv alles aushängingen zu lassen, was mit Raketenabstürzen in den letzten Jahren zu tun hatte. Sie lässt sich nichts vormachen. Denn die grosse Frage ist: war die Rakete mit Atomsprechkörpern bestückt oder nicht? Damit einher geht ihre persönlicher Emanzipationsprozess: sie lernt «nein» zu sagen, zu ihrem Ex-Mann, zu ihrer Familie.
Niina wird zur Expertin, weiss alles über Strahlen, Alpha, Beta, wie gefährlich sie sind, ob es tatsächlich geruchlose Bomben gibt oder nicht. Sie wird immer sattelfester in diesem Themenkomplex und kann diesen auch bei Schäferstündchen mit einem sympathischen Jagdflieger-Piloten nicht sein lassen.
Die Lage spitzt sich zu. Niina wird vom Militär unmissverständlich aufgefordert, ihre Recherchen sofort einzustellen. Ihr Chef von den «Lappland News» kommt derart unter Druck, dass er sie fristlos entlässt. Wie die Geschichte endet? Da lohnt sich ein Kinobesuch von «The Missile – Neuigkeiten aus Lappland» unbedingt.
Fazit: Der finnischen Regisseurin und Drehbuchautorin Miia Tervo gelingt es, uns zu begeistern, dank der Leichtigkeit ihrer Geschichte und einer hervorragenden Oona Airola als Niina. Die bezaubernden Schneelandschaften im Nordlicht und der in einem gelblichem Timbre gehaltenen Film, der sich präsentiert, als wären Kerzen für die Beleuchtung verwendet worden, tun das ihre dazu. Ein wunderbarer, herzerwärmender Film für die kalten Wintertage.