Die Dokumentation der russisch-kanadischen Regisseurin Anastasia Trofimova wird von zahlreichen Rezensent:innen scharf kritisiert. Ihr wird vorgeworfen, falsche Narrative zu verbreiten, Fakten zu verdrehen und russische Kriegsverbrechen zu verharmlosen. Für den Verein «Russland der Zukunft – Schweiz» besteht der starke Verdacht, dass der Film unter dem Einfluss der russischen Militärführung entstanden ist. Wie opportunistisch ist das ZFF?
Macht sich das ZFF zum Sprachrohr Putins?
Falsche Narrative
Am 7. Oktober 2024 sollte der Dokumentarfilm RUSSIANS AT WAR der russisch- kanadischen Regisseurin Anastasia Trofimova am 20. Zurich Film Festival seine Schweizer Premiere feiern. Dazu schrieb der Verein «Russland der Zukunft – Schweiz»: «Obwohl wir die anhaltende Auseinandersetzung mit dem illegalen Krieg Russlands gegen die Ukraine unterstützen, lehnen wir die Entscheidung der Festivalleitung, den Film mitten in der Kontroverse zu zeigen, entschieden ab.» Tätsächlich werfen Filmkritiker:innen und Kriegsexpert:innen, die den Film vorab sehen konnten, der Regisseurin vor, falsche Narrative zu vermitteln und sogar wesentliche Details zu verfälschen, und darüber hinaus zu versuchen, die Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in der Ukraine zu verharmlosen. Für «Russland der Zukunft – Schweiz» ist es sehr wahrscheinlich, dass der Film weit von der Front entfernt und mit dem Einverständnis der örtlichen russischen Offiziere gedreht wurde. Auch die frühere langjährige Zusammenarbeit der Regisseurin Anastasia Trofimova mit dem russischen Staatsmedium RT lege nahe, dass es sich bei dem Dokumentarfilm um ein reines Propagandawerk handelt.
Das Festival als Propagandaplattform
Die staatliche Propagandamaschinerie Russlands beeinflusst den öffentlichen Diskurs in Europa und der Schweiz zunehmend über Influencer:innen und Bot-Accounts in den sozialen Medien sowie über «unabhängige» Medien und Künstler:innen. So begrüssenswert die Absicht der Festivalleitung ist, einen «Antikriegsfilm» zu zeigen, so falsch ist diese Einschätzung aus Sicht des Vereins «Russland der Zukunft – Schweiz». Dieser hält es für äusserst bedenklich, dass sich eine Institution wie das Zurich Film Festival, die mit grossen Beträgen aus der öffentlichen Hand unterstützt wird, zum Erfüllungsgehilfen der russischen Propaganda macht. Dementsprechend forderte dieser die Festivalleitung auf, keine russische Propaganda zu verbreiten, die die Zusammenhänge dieses Angriffskrieges vernebelt. Fakt ist, dass die Regisseurin mehrere Filme für den russischen Staatspropaganda-Sender «Russia Today» gedreht hat. Auch deshalb begegnen viele Exilrussen und Ukrainer «Russians At War» mit Skepsis.
Das ZFF hält aber, wie zuvor das Film Festival Venedig, am Film fest, in Toronto wurden die Publikumsvorstellungen des Films nach heftigen Protesten abgesagt. Einen ähnlichen Spagat versucht nun auch das ZFF, das aus «Sicherheitsüberlegungen» auf eine öffentliche Vorführung verzichtet. Der Film bleibt dennoch im Wettbewerb.