Anlässlich des European Film Awards Lucerne startet das Festival bereits am Vorabend des offiziellen Programms und zeigt den mehrfach preisgekrönten animierten Dokumentationsfilm FLEE. Ein schwuler afghanischer Mann erhält unter Angabe falscher Tatsachen Asyl in Europa und baut sich in Dänemark erfolgreich ein neues Leben auf. Vor dem Screening erläutert die Film- und Kulturwissenschafterin Marcy Goldberg, wie sich das European Queer Cinema seit den 1970er-Jahren entwickelt hat.
Luzern wird cineastisch pink eingefärbt
- Publiziert am 13. November 2024
Bereits zum 23. Mal bietet das PinkPanorama Filmfestival Luzern eine Entdeckungsreise durch das internationale queere Filmschaffen.
Mehr als Film
Der queere Luzerner Traditions-Event hat schon immer grossen Wert darauf gelegt, ausgewählte Filme im Vorfeld oder im Anschluss des Screenings zu besprechen sowie die Macher:innen live zu Wort kommen zu lassen. Diesmal ist das gleich bei drei Werken der Fall: Der Dokumentarfilm BALDIGA – ENTSICHERTES HERZ (15. November 2024, 18.30 Uhr) fokussiert auf den Künstler und Fotografen Jürgen Baldiga. Dank dessen Fotografien und Tagebüchern ist der Film zugleich eine Chronik der HIV/AIDS-Geschichte und der West-Berliner Subkultur. Der Regisseur Markus Stein wird sich nach dem Film online zuschalten und über seine Erfahrungen und Beweggründe sprechen, das Leben dieser faszinierenden Persönlichkeit auszuleuchten. Nach eigenen Aussagen fühlte Baldiga sich im «kaputten Umfeld der Sehnsüchte, Stricher, Transvestiten, Geisteskranken und Alkoholiker» zu Hause – dies sei die Welt, die festgehalten werden müsse. Baldiga entdeckte seine Liebe zur Fotografie im Jahr 1984, nachdem er sich mit HIV infiziert hatte. Er starb 1993 im Alter von 34 Jahren. Für den zweiten Dokumentarfilm im Programm, DER WUNSCH (14. November 2024, 18.30 Uhr), hat die Regisseurin Judith Beuth über zehn Jahre hinweg ein Frauenpaar begleitet, das sich ein Kind wünscht. Sie wird zusammen mit den beiden Protagonistinnen persönlich anwesend sein, um die dokumentierten Erfahrungen zu diskutieren und Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Ihr Film läuft als Schweizer Premiere am PinkPanorama. Ebenfalls vor Ort ist der Regisseur von EL MÁRTIR (16. November 2024, 16 Uhr) – ein Spielfilm, der nicht nur aufgrund seiner Länge (34 Minuten) aussergewöhnlich ist: Der Protagonist in diesem Erstlingswerk von Alejandro Mathé fühlt sich zur Jesusfigur erotisch hingezogen und entwickelt eine masochistische Neigung. Mathé wird im Rahmen eines Podiumsgesprächs unter anderem erläutern, weshalb die Gewalt im Film in Verbindung mit Religion so präsent ist.
Vielversprechende Newcomer
Erstlingswerke sind im diesjährigen Programm besonders stark vertreten, da sie das Programmationsteam inhaltlich wie formal überzeugten. «Wir möchten immer auch vielversprechenden filmischen Newcomern eine Plattform geben», sagt Pascal Bolzern, der neue künstlerische Programmleiter des Filmfestivals. Zu diesen Newcomer-Filmen gehören neben EL MÁRTIR auch die beiden Spielfilme MUTT (14. November 2024, 21 Uhr) und TODO EL SILENCIO (15. November 2024, 21 Uhr). MUTT dreht sich um das Konfliktpotenzial einer Geschlechtstransition, während bei TODO EL SILENCIO ein Frauenpaar im Zentrum steht, das mit dem Schicksal der Gehörlosigkeit konfrontiert ist.
Zwischen dem 13. und 16. November 2024 sind insgesamt zwölf filmische Programmpunkte in den Luzerner Kinos stattkino und Bourbaki zu sehen. Mehr Raum als üblich erhalten die Kurzfilme, werden doch gleich zwei Kurzfilmblöcke gezeigt: Am Eröffnungsabend (13. November 2024, 18.30 Uhr) und am Schlussabend (16. November 2024, 21.15 Uhr).
Finde deine grosse Liebe
Das ehrenamtlich arbeitende Organisationsteam hat sich wieder einiges einfallen lassen, um den Besuchenden auch abseits der Leinwand neue Perspektiven zu eröffnen. Dazu gehören ein Salsa-Crashkurs, der Teilnehmende das Tanzen jenseits starrer Geschlechterrollen lernt, ein Bingo nach queerer Art sowie Schmink-Workshops mit Dragqueen LaMer. Und wer sich insgeheim erhofft, am Filmfestival neue Freundschaften schliessen zu können oder sogar die grosse Liebe zu finden, kommt ebenfalls zum Zug: Das Slow Speed Dating und die neu geschaffene Figur des «PinkPanoramor» werden alles dafür tun, dem Zufall auf die Sprünge zu helfen. Dreh- und Angelpunkt ist wie immer die PinkBar im Untergeschoss des Bourbaki, die am 13. November 2024 um 17 Uhr öffnet. Unter dem Motto TOO MUCH! wird das Filmfestival in, wie die Organisator:innen versprechen, einer rauschenden Partynacht enden (16. November 2024, ab 23 Uhr).