Sie ist ein Garant für hervorragende Dokumentarfilme – die Kritikerwoche Locarno. Die sieben Porduktionen sind nun in Zürich zu sehen; die Schweizer Produktionen als exklusive Vorpremieren, darunter «Broken Land» von Luc Peter und Stephanie Barbey (Trailer).
Kino Xenix Zürich | Kritikerwoche Locarno
«Semaine de la critique» – Kritikerwoche Locarno
2013 hatten die Besucherinnen und Besucher des Kinos Xenix erstmals die Möglichkeit, die Auswahl der Semaine de la critique ausserhalb des Filmfestivals von Locarno zu sehen. Die Dokumentarfilm-Sektion, von Mitgliedern des Schweizerischen Verbands der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten (SVFJ) zusammengestellt, erfreut sich seit Jahren eines exzellenten Rufs.
«15 CORNERS OF THE WORLD» ex aequo mit «LA MORT DU DIEU SERPENT»
Die Auswahl 2014 zeigt, dass für das Gelingen eines Filmes Technik und Budget weniger wichtig sind als die Haltung der Filmemacher: Mit LA MORT DU DIEU SERPENT hat die Jury just den Film als bestes Werk gekürt, der mit den einfachsten Mitteln gedreht wurde. Damien Froidevaux folgt einer jungen Frau, die seit früher Kindheit in Paris lebte, wegen eines geringen Vergehens aber in ihre Heimat Senegal zurückgeschafft wird. Was als kleiner Film über eine renitente Halbwüchsige begann, wuchs sich zum Porträt einer beeindruckenden Metamorphose aus. Gewissermassen am anderen Ende des Spektrums ist Zuzanna Solakiewicz’ 15 CORNERS OF THE WORLD angesiedelt, der sich den Hauptpreis ex aequo mit LA MORT DU DIEU SERPENT teilt. Mit seinen genau abgezirkelten, hoch ästhetischen und analog gedrehten Bildern macht der Film weitaus mehr, als bloss die futuristischen Klänge des Elektropioniers Eugeniusz Rudnik zu illustrieren. Bild und Ton treten in einen Dialog, die Summe ist mehr als ihre Teile.
Starkes Schweizer Filmschaffen
Mit gleich drei Beiträgen ist das Schweizer Filmschaffen in der Kritikerwoche ausnehmend stark vertreten. Marcel Gisler (ROSIE) gibt mit ELECTROBOY einen fulminanten Einstand als Dokumentarfilmer. Sein Film über einen, der auszog, um Hollywood-Star, Topmodel und noch manch anderes zu werden, besticht ebenso durch seine Masslosigkeit wie seine dramatische Fallhöhe. In fremde Gefilde zog es auch Paolo Poloni, der in MULHAPAR seine Kamera auf ein pakistanisches Dorf richtet und einen Mikrokosmos beobachtet, der von ethnischen Konflikten und ökonomischen Gegensätzen geprägt ist. BROKEN LAND (Trailer) von Stéphanie Barbey und Luc Peter geht an der Grenze
zwischen Mexiko und den USA dem Problem der illegalen Einwanderung nach.
Reale Geschichten fernab der Welt
Ein Lehrstück in Sachen falsch geleiteter Entwicklungshilfe ist ON THE RIM OF THE SKY von Xu Hongjie. In einem abgelegenen Dorf im Gebirge von Sichuan kämpft ein engagierter Lehrer um den Erhalt der Dorfschule. Als die Medien die Geschichte aufgreifen, kommen die Helfer – und mit ihnen die Probleme. Fernab der Welt spielt auch Neasa Ní Chianáins THE STRANGER, der krimiartig anmutende Versuch einer Erklärung, warum sich ein hoch talentierter junger Engländer auf eine menschenleere irische Insel zurückzieht und dort eines mysteriösen Todes stirbt.