Die Alltagsagenda einer Feuerwache ist zumeist mit Routinearbeiten «voll geschrieben». Spektakuläres gibt es da mehr im Bilderbuch, im Film – oder eben in Spanien. Anfängliche Gewohnheitsaktionen mausern sich zu einem bestialischen Unterfangen. Der Tod ist viel näher als man denkt.
Kino | Rec
Synopsis: Der Fernsehmoderatorin Angela Vidal und ihrem Kameramann Pablo steht eine minder interessante Aufgabe bevor – sie beide geleiten, respektive kommentieren eine Nacht lang den Alltag einer portugiesischen Feuerwache. Dies ist ganz und gar nicht despektierlich gedacht, doch dass Feuermänner sich viel eher in Tierrettungsaktionen versuchen, denn in spektakulären Menschenrettungstaten üben, ist hinlängst auch den zwei Fernsehschaffenden bekannt.
Die Begleitung der feuerwehrtechnischen Routine scheint sie denn auch nicht sonderlich aus den Socken zu hauen. Selbst dann nicht, als die «Retter der Flammen» in ein altes Mietshaus gerufen werden und die Polizei die Tür zu einer unbekannten Wohnung öffnen sollte. Das anfängliche, fast schon kaum existente, Tohuwabohu mausert sich allerdings rasch zu einem unsäglichen Inferno. Das wiederum wird getragen von Schreien, Blutschwallen, Ablebenden, Diabolischem, Überraschungen, Schockierendem – und dadurch eine Horror-Dramaturgie erster Güte frei gesetzt.
Kritik: «REC» ist ein durchaus gelungenes Genrewerk der Horror-Aficionados Balagueró und Plaza. Das Grauen mit den drei Buchstaben spielt anfangs mit dem Zuschauer, in dem lange Weile und charmanter Schabernack feilgeboten werden. Doch kommt der Zuschauer nur kurz und wenn überhaupt zum Gähnen, denn ganz geschwind überschlagen sich die abscheulichen Ereignisse. Ab diesem Zeitpunkt drückt es diesen nämlich fest in den Sitz und ein Wegschauen ist fast nicht mehr möglich. Wesensgerecht bedienen sich die spanischen Regisseure etlicher Klischees, was jedoch nicht gleich auf den ersten Blick ersichtlich und aber auch absolut zwingend ist. Das verleiht dem Film die nötige Spannung und schwängert das Zuschauerentsetzen wunderbar mit meisterlichen Überraschungsmomenten. Auf billige Effekthaschereien wurde zu grossen Teilen verzichtet, was den rund 80 Greuelminuten sehr zugute kommt. Die REC’sche Schocktentakeln haben übrigens längst auch auf Amerika übergegriffen, dort nämlich steht bereits ein Remake startbereit. Eine Herkulesaufgabe haben sie sich damit ans Ufer gezerrt, ist es doch alles andere als leicht, «REC» zu übertrumpfen.
Cyril Schicker