Oscar träumt davon, dem Einfluss seines tyrannischen Vaters zu entfliehen, dem er hilft, auf illegalen sizilianischen Mülldeponien Schrott zu sammeln. Stanley, ein nigerianischer Flüchtling, muss sich um zu überleben als Landarbeiter verdingen. In diesem intensiven Film bietet Michele Pennetta seinen Protagonisten, die scheinbar durch alles getrennt sind, die Möglichkeit einer Begegnung. Es offenbart sich ihr Zustand, der dem von Gefangenen auf einer Insel ähnlich ist.
Il mio corpo
Zum Film
In einem ruckelnden Lieferwagen, der sich durch die von der unerbittlichen Sonne Siziliens versengten Steingärten schlängelt, sammeln die Prestifilippo in Altstoffsammelzentren unter freiem Himmel Eisenschrott, um ihn zu verkaufen. Oscar, der jüngste, träumt davon, dem Einfluss seines autoritären Vaters zu entkommen, der ihn schlecht macht und gleichzeitig behauptet, dass er sich für seine Söhne abrackert. Ganz in der Nähe dieser proletarischen europäischen Familie überlebt Stanley. Der Nigerianer ist über das Meer gekommen und darf sechs Monate bleiben. Ein Priester hat sich seiner angenommen und lässt ihn die Kirche putzen und verschafft ihm Gelegenheitsjobs als landwirtschaftlicher Helfer. Neben dem dürren und lebensfeindlichen Land, das von Michele Pennetta auf magische Weise eingefangen wird, vereint diese beiden Menschen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben scheinen, das Gefühl, in die Welt geworfen worden zu sein und sich Entscheidungen fügen zu müssen, die andere für sie getroffen haben. In einer kathartischen und humanistischen Geste vereint Il mio corpo diese zwei schwebenden Körper auf der Suche nach Emanzipation und ermöglicht es ihnen, ihr Dasein auf einer Gefängnisinsel bei einer ebenso intensiven wie flüchtigen Begegnung zu teilen.
Text; Emmanuel Chicon, Visions du Réel
Stimmen
«Pennetta erzeugt mit seinen ungeschliffenen, unaufdringlichen Handkamerabildern eine grosse Nähe zu den Figuren. Diese vertrauen dem Filmemacher, indem sie ihm einen intimen Einblick ins Privatleben gewähren. Und dort ist die Stimmung nicht immer nur traurig oder schlecht. Pennetta hält einige Momente echter (Lebens-)Freude und befreiter Unbekümmertheit fest. So kann man Oscars Tante einmal völlig enthemmt und ausgelassen beim Mitsingen eines italienischen Schlagers beobachten. Ganz zur Freude von Oscar.» – Björn Schneider, cineman.ch | «Le seul protagoniste auquel le film parvient à donner corps est la lumière. Lumière vive, parfois violente d’un été sicilien. Lumière qui tantôt brûle, tantôt caresse la peau. Lumière qui vient donner un peu d’éclat à une écriture engourdie par ses poncifs. Übersetzung: Der einzige Protagonist, der es schafft, dem Film Leben einzuhauchen, ist das Licht. Das helle, manchmal heftige Licht eines sizilianischen Sommers. Licht, das manchmal schmerzt, manchmal die Haut streichelt. Licht, das einer von Klischees erstarrten Geschichte wenigstens ein bisschen Glanz verleiht.» – Emilien Gür, filmexplorer.ch