Das historische Spezialprogramm zeigt Filme von fünf Regisseurinnen, die mit ihren Biografien und auch Arbeiten in den 1960er und 1970er Jahren einen geografischen, formalen oder politischen Auf- und Ausbruch gewagt haben.
Grenzgängerinnen
- Publiziert am 7. Januar 2022
Cristina Perincioli (1946, Bern) gehört zur ersten Generation international bekannter feministischer Filmemacherinnen. Danielle Jaeggi (1943, Lausanne) startete ihre Laufbahn in Paris, als Mitglied der Filmgruppe Équipe du département cinéma de Paris VIII. Sie realisierte kleinere filmische Arbeiten sowie diverse Videoreportagen, 1978 erschien «La fille de Prague avec un sac très lourd», ihr erster Langspielfilm. Gisèle Ansorge (1923, Morteau) erlangte internationale Bekanntheit in der Trickfilmbranche und ist auch als Schriftstellerin zahlreicher Romane, Theaterstücke und Hörspiele erfolgreich. Anne-Marie Miéville (1945, Vallée des Joux) war als Sängerin bekannt und wechselte später zum Film. Sie arbeitete eng mit Jean-Luc Godard zusammen und ihr Langfilmdebut «Mon cher sujet» lief in Cannes an der Semaine de la critique. Loretta Verna (1943, Locarno) ist für ihr filmisches Schaffen und auch als Filmkritikerin und Schriftstellerin bekannt.
Grenzgängerinnen
«Mit ganz enorm wenig viel», so heisst es in einem Gedicht der Künstlerin Meret Oppenheim. Dass sich damit eine Menge machen – anders machen – lässt, zeigen die Filme von Cristina Perincioli, Danielle Jaeggi, Anne-Marie Miéville und Loretta Verna, aber auch jene der Schweizer Trickfilmpionierin Gisèle Ansorge. Wie damals das Private politisch medial reflektiert wurde, lässt sich in diesem bewusst vielfältigen Programm wiederentdecken.
Filmprogramm
Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen
Regie: Cristina Perincioli | 1978 | Dokumentation | 80 Minuten
Freitag, 21. Januar 2022 | 18:00 Uhr | Uferbau
Eine Marktfrau wird von ihrem Mann jahrelang seelisch und körperlich misshandelt. Der Film über sie wurde zusammen mit Frauen entwickelt, die solche Gewalt selbst erlebt haben.
Vorfilme:
«Nichts» | Regie: Cristina Perincioli | 1968 | 3 Minuten
«Striking my Eyes» | Regie: Cristina Perincioli | 1966 | 8 Minuten
«Écoutez voir»: Drei persönliche Werke für das Fernsehen
1977 | Dokumentation | 105 Minuten
Dienstag, 25. Januar 2022 | 10:30 Uhr | Uferbau
«Papa comme maman» | Regie: Anne-Marie Miéville | 40 Minuten
«Évidemment la vie s’écoule» | Regie: Loretta Verna | 31 Minuten
«Le croyable et le vrai» | Regie: Francis Reusser | 34 Minuten
_Anne-Marie Miéville, Alain Tanner, Loretta Verna und Francis Reusser realisierten jeweils eine persönliche Arbeit mit einfachen filmischen Mitteln (Super 8, Video), die im Winter 1977 in der TSR-Sendung «Écoutez voir»
ausgestrahlt wurden._
Frauen im Streik
Sonntag, 23. Januar 2022 | 12:15 Uhr | Palace
«Für Frauen. 1. Kapitel»
Regie: Cristina Perincioli | 1971 | 29 Minuten
«Cerizay, elles ont osé»
Regie: Annie Caro, Jean-Paul Fargier und Danielle Jaeggi | 1973 | 40 Minuten
Frankreich: Die Arbeiterinnen einer Fabrik streiken. Deutschland: Die Verkäuferinnen eines Supermarktes verlassen ihren Arbeitsplatz. Zwei Länder, zwei Streiks, zwei filmische Umsetzungen – ein Dialog zwischen den Werken von Danielle Jaeggi und Cristina Perincioli.
Kurzfilmprogramm: Gisèle und Nag Ansorge
Montag, 24. Januar 2022 |15:00 Uhr | Palace
«Alunissons» | 1969 | 3 Minuten
«Les corbeaux» | 1967 | 4 Minuten
«Das Veilchen» | 1982 | 3 Minuten
«Anima» | 1977 | 4 Minuten
«Les enfants de laine» | 1984 | 5 Minuten
«Le petit garçon qui vola la lune» | 1988 | 7 Minuten
1957 begannen Gisèle und Nag Ansorge mit dem Filmemachen. Die sechs Kurzfilme bieten einen Einblick in das Werk des Paars, das für seine virtuosen Sandanimationen berühmt ist. Im Anschluss Gespräch: Animierter Sand: zum SNF-Projekt «Nag und Gisèle Ansorge».
La fille de Prague avec un sac très lourd
Regie: Danielle Jaeggi | 1978 | Spielfilm | 105 Minuten
Samstag, 22. Januar 2022 | 13:30 Uhr | Uferbau
Milena ist gerade aus Prag in Paris angekommen. Sie und ihre schwere Tasche geben in Paris Rätsel auf. Weder ihre Schilderungen der tschechischen Realität noch die Dokumente, die davon zeugen, entsprechen den Erwartungen ihres neuen Umfeldes. Auf sich allein gestellt, treibt Milena durch die Stadt und gibt sich der Zufälligkeit von Begegnungen hin.
Vorfilm:
«Deux dans une» | Regie: Danielle Jaeggi | 1975 | Kurzfilm | 7 Minuten