Ein Tokyoter Unternehmen preist den Anwohner:innen einer abgelegenen und naturverbundenen nordjapanischen Gemeinde ein Glamping Projekt an, das in ihren Wäldern entstehen soll. Sie jedoch durchschauen die von Profitgier getriebenen Motive und stellen sich dagegen. Nach seinem oscar-prämierten Film DRIVE MY CAR gelingt Ryusuke Hamaguchi mit EVIL DOES NOT EXIST eine poetische Parabel über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur.
EVIL DOES NOT EXIST
Ryusuke Hamaguchis neuer Spielfilm ist eine poetische Parabel über das Verhältnis von Mensch und Natur und setzt erneut auf genaue Beobachtung.
EVIL DOES NOT EXIST | Synopsis
Takumi und seine Tochter Hana leben im einem Dorf in der Nähe von Tokio. Wie Generationen vor ihnen führen sie ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur. Eines Tages erfahren die Dorfbewohner*innen von einem Plan, in der Nähe von Takumis Haus einen Glampingplatz (also glamouröses Camping) zu errichten, der urbanen Menschen eine komfortable «Flucht» in die Natur ermöglichen soll. Sowohl das ökologische Gleichgewicht der Hochebene als auch die Lebensweise im Dorf sind durch die Pläne gefährdet und werden Takumis Leben nachhaltig beeinflussen.
EVIL DOES NOT EXIST | Rezension
Von Kathrin Halter
Eine Spezialität des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi sind lange Einstellungen und noch längere Gespräche, in denen viel geschwiegen wird und doch viel geschieht. Das gilt sowohl für DRIVE MY CAR (2021), den Film, für den Hamaguchi den Oscar als Bester internationaler Film erhalten hat, wie für WHEEL OF FORTUNE AND FANTASY aus dem gleichen Jahr. Sein grosses Thema ist die menschliche Kommunikation – und die Verluste, um die sich die Gespräche häufig drehen.
Leben im Einklang mit der Natur
In seinem neuen Drama EVIL DOES NOT EXIST passiert vordergründig wenig, weniger jedenfalls als in den genannten Vorgängerfilmen, und trotzdem kommt einem manches vertraut vor: Ein Mann lebt mit seiner Tochter im Einklang mit der Natur in einem Wald in einer kleinen Gemeinde weit ausserhalb von Tokio. Takumi sägt Holz, sammelt Quellwasser oder hilft seinen Nachbarn. Doch dann stellt ein Tokioter Unternehmen den Dorfbewohnern seine Pläne für eine luxuriöse Camping-(«Glamping»-) Anlage vor, die das fragile Gleichgewicht der Gegend zu zerstören droht. Zwei Angestellte der Firma geben sich beeindruckt von den Einwänden der Bewohner und wollen den schweigsamen Takumi als «Berater» für das Projekt gewinnen. Doch die Missverständnisse kumulieren sich, als sich ein Unglück ereignet.
Slow cinema
Auch in seinem neuen Film erzählt Hamaguchi von Verlusten und – hauptsächlich scheiternder – menschlicher Kommunikation. Im Verhältnis zwischen Mensch und Natur ereignet sich das eigentliche Drama des Films. Hamaguchis Filme setzen die Bereitschaft zur genauen Beobachtung voraus. Er steht für ein entschleunigtes Kino, das gewissermassen als Antiprogramm zu Netflix funktioniert. An den Filmfestspielen von Venedig wurde der Film mit dem Grossen Preis der Jury geehrt.
Fazit: EVIL DOES NOT EXIST ist handlungsärmer als seine Vorgängerfilme; das Geschehen mündet in poetisch-metaphorische Bilder, die sich nicht auf Anhieb erschliessen. Es lohnt sich aber, sich darauf einzulassen.