Joy Gharoro-Akpojotor, nigerianisch-britische Regisseurin und Produzentin, verarbeitet in ihrem Film Dreamers eigene Erfahrungen mit dem britischen Asylsystem. Die bildstarke Produktion, die am Pink Apple 2025 als Eröffnungsfilm lief, erzählt von Flucht, Freundschaft und Widerstand – und appelliert eindringlich an Menschlichkeit und Solidarität.
DREAMERS
Flucht, Liebe und Anerkennung – DREAMERS zeigt eindrücklich, wie das Leben im Asylsystem - nicht zuletzt für queere Menschen - zur Zerreissprobe wird.
Joy Gharoro-Akpojotor
Regisseurin Joy Gharoro-Akpojotor leitet das Unternehmen Joi Productions, das unter anderem BOXING DAY, den ersten rein schwarzen Weihnachtsfilm produziert hat. Im Jahr 2020 wurde sie zum «Screen International Star of Tomorrow» und zum «BAFTA Breakthrough» ernannt. Ihr Kurzfilm FOR LOVE fand seine Erstaufführung auf dem BFI London Film Festival und wurde für den besten Kurzfilm nominiert, bevor er auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt wurde. Die Erfahrung, dass der von ihr mitproduzierte Film BLUE STORY 2019 wegen Kontroversen aus den Kinos genommen wurde, verstärkte ihren Wunsch, eine breite Palette von Geschichten mit schwarzen, queeren Frauen zu erzählen.
«Erst nachdem ich eine Therapie gemacht hatte und in der Lage war, das, was mir passiert war, zu analysieren, konnte ich wirklich schreiben und mich mit der Erfahrung auseinandersetzen.» – Joy Gharoro-Akpojotor
DREAMERS | SYNOPSIS
Nachdem Isio aufgrund ihrer Homosexualität aus Nigeria geflüchtet ist und ohne Papiere in England gelebt hat, wird sie aufgegriffen und in ein Asylzentrum gebracht. Sie hofft auf eine faire Anhörung solange sie sich strikt an die Regeln hält. Ihre charismatische Mitbewohnerin Farah hält das jedoch für einen naiven Irrtum. Während Isio sich zwangsläufig an das Leben im Zentrum gewöhnt, verliebt sie sich in Farah und schliesst Freundschaften mit den anderen Frauen. Deren Fluchtfantasien erscheinen Isio zunächst absurd, doch als sie selber wiederholt vom System zurückgeworfen und das Versprechen auf ein neues Leben bedroht wird, ist klar: Die Zeit ist gekommen, nach eigenen Regeln zu spielen. Joy Gharoro-Akpojotor setzt sich in «Dreamers» auch mit ihrer eigenen Erfahrung mit dem britischen Asylsystem auseinander.

WAS DEN FILM BESONDERS MACHT
Persönliche Perspektive: Der Film basiert lose auf Gharoro-Akpojotors eigenen Erfahrungen mit dem britischen Asylsystem und bietet eine empathische Sicht auf die oft entmenschlichten Erfahrungen von Migrant:innen und Geflüchteten, die in den Medien oft nur als Statistiken dargestellt werden.
Fokus auf Liebe und Menschlichkeit: Anstatt sich ausschliesslich auf die politischen Aspekte oder das Trauma zu konzentrieren, stellt der Film eine zärtliche Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, Isio und Farah, in den Mittelpunkt, die sich in einem Abschiebezentrum kennenlernen. Diese Liebesgeschichte dient als Vehikel, um die individuellen Hoffnungen, Träume und die Widerstandskraft der Charaktere zu zeigen.
Kritik am System: Der Film beleuchtet die Absurdität und Grausamkeit des Einwanderungssystems, das Menschen zwingt, ihre Identität oder sexuelle Orientierung «beweisen» zu müssen, was oft zu Retraumatisierung führt. Er stellt die Funktionsweise des Systems in Frage und regt zur Diskussion an.
Visueller Stil: Die Regisseurin verwendet warme Bilder und Farben, die im Kontrast zum harten Alltag in der Einrichtung stehen, was dem Film einen eigenen visuellen Stil verleiht.
Fazit: DREAMERS überzeugt durch seine persönliche Erzählweise, die Fokussierung auf menschliche Beziehungen und seine kritische Auseinandersetzung mit dem Einwanderungssystem. Zudem bietet der Film eine wichtige, differenzierte Perspektive auf ein aktuelles gesellschaftliches Thema.