Mettlers Dok-Film «Gambling, Gods and LSD» verbindet verschiedene Orte der Welt durch den Duft von Ekstase, Sex, Geld und der ewigen Suche nach Göttlichkeit. Vier weitere Filme des Regisseurs finden sich in voller Länge auf dem Filmportal von Doc Alliance.
Doc Alliance | Gambling, Gods and LSD
Transzendenz und ästhetische Bedürfnisse
Mettler bietet in seinem Film einen ambitionierten Assoziationsraum der modernen Kultur der Ekstase, ihrer verschiedenen Formen und ihrer Wurzeln. Die erschöpfende Reise vermischt vor dem Hintergrund einer dekorativ-reichhaltigen Klangpalette verschiedene Filmstile, fängt Trancen auf einem Gottesdienst der Evangelikalen in einer Kirche auf dem Torontoer Flughafen, die Fatalität einer religiösen Versammlung in Südasien und die unverbindlichen körperlichen Freunden inmitten der Wüste von Nevada ein. Die meditative Geschmeidigkeit des Film-Essays kehrt sich unvermittelt in pulsierende Videoart-Flecken um, die Bilder schichten sich in Sekunden auf, um in einem monströsen Ganzen zu einer Deklaration der grundlegenden Änderungen des menschlichen Idealismus, der Transzendenz und ästhetischer Bedürfnisse zu werden.
Ein Bild des Geistes – die Methode von Peter Mettler
Wie zeige ich Ihnen etwas, das ich selbst nicht sehen kann? Die Frage, die sich Mettler als eine Art Reiseleiter durch den Film «Gods, Gambling and LSD» stellt, ist vermutlich eine absolut grundlegende Frage, vor der Mettler als Filmemacher steht.
Für Mettlers filmischen Stil finden sich nur schwer Schubladen und Kategorien. Das liegt vielleicht daran, dass die einzige Kategorie, die ohne Zweifel auf sein Werk angewendet werden kann, Mettler selbst ist. Das ist jedoch nicht nur ein Bonmot. Wir wollen dadurch auch nicht abstrakt auf den Autor als primären Grund und höchsten Garanten des künstlerischen Werks verweisen. Eher deuten wir die Perspektive an, mit der wir auf Mettlers Werk blicken sollten. Wenn wir durch seine Filmografie blättern, stellen wir fest, dass sein Werk seit seinem studentischen Debüt «Scissere» von einem großen Interesse am subjektiven Erlebnis der Welt geprägt wird. Mettler interessiert die subjektive Welt als souveräne Dimension des mehrdimensionalen Raums, den wir mit unserer Existenz einnehmen.
Angriff auf das Bewusstsein
Ebenso wie das Bewusstsein etwas undefiniert fließendes, vorübergehendes, ständig transformiertes und transformierendes ist, werden logischerweise auch Mettlers Filme eine solche „Form“ einnehmen. Das Bewusstsein ist ein schwer beschreibbares Etwas, das am besten nur durch sich selbst erfasst werden kann. Mettlers Filme versuchen unser Bewusstsein als Zuschauer so direkt wie möglich anzugreifen, sie versuchen, den Strom seines Bewusstseins an das Bewusstsein des Zuschauers anzukoppeln, so wie ein Fluss an geeigneter Stelle in einen anderen mündet und eine Mischung neuer Zusatzstoffe mit sich bringt, die sich ungeordnet mit dem vermengen, das vorher schon im Fluss war. Es kann sofort zu Boden sinken oder vom Strom fortgetragen werden…” (Text: Eugen Liška)
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Weitere Mettler Filme auf der Webseite von Doc Alliance:
BALIFILM / Balifilm (Orig.) | Kanada / 28 min
Peter Mettler entführt uns mit der Erforschung dieser außergewöhnlichen Kultur in die Welt des Mystischen und Unterbewussten. Balifilm wurde ursprünglich als Bühnen-Performance in Auftrag gegeben, die aus Tagebuch-Bildern und klängen erstellt wurde, die Mettler 1990 und 1992 auf der Insel Bali sammelte. Den Soundtrack bildet eine Live-Aufnahme von acht Gamelan-Musikern, die während der Projektion des Films auf indonesischen Bronze- und Holzinstrumenten spielen. Balifilm ist eine persönliche, lyrische Beobachtung, ein Ausdruck des kreativen Pulses einer außergewöhnlichen Kultur.
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EASTERN AVENUE / Eastern Avenue (Orig.) | Kanada / 87 min
Eastern Avenue sondiert die Intuition, wobei der Film als eine Art audiovisuelle Improvisation genutzt wird. Die Struktur und die inhärente „Geschichte“ des Films bilden eine chronologische Folge von Erlebnissen und Eindrücken von Reisen nach Berlin, Portugal und in die Schweiz. Ziel des Films war es, die Kamera, einer Jazz-Improvisation nicht unähnlich, möglichst impulsiv und intuitiv schweifen zu lassen. Das Ergebnis ist ein Werk, das auf die Sinne wirkt, lyrisch und sehr persönlich, stark mit der Musik verbunden, Bewegungen in der Bewusstlosigkeit widerspiegelnd. Eastern Avenue diente als formelles und thematisches Forschungsinstrument für Mettlers „The Top of His Head“ (1989).
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PICTURE OF LIGHT / Picture of Light (Orig.) | Kanada / 83 min
Der Dokumentarfilm mit Spielfilmlänge, „Picture of Light“ (1994), führt den Filmstab an den Polarkreis, um dort das Naturwunder des Polarlichts zu filmen. Im Film verbinden sich die Aussagen von Menschen, die in diesem entlegenen Winkel der Welt leben, mit den lächerlichen bis absurden Versuchen des Stabs, mit den extremen Drehbedingungen fertig zu werden. Der Film sinniert über das Paradox des Versuchs, ein Naturwunder wie das Polarlicht – Aurora Borealis –, ein unfassbares Himmelsspektakel verlaufender Farblichter, einzufangen. Bilder der Natur, die merkwürdiger sind als alle filmischen Special Effects zusammen. Dank ihrer Erhabenheit und Rätselhaftigkeit kommt der Film zu einem absolut unerwarteten und unvergesslichen Schluss, der über die Zukunft unserer Beziehung zu Technologien und zur Natur in einer immer künstlicheren und „virtuelleren“ Welt sinniert.
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SCISSERE / Scissere (Orig.) | Kanada / 83 min
Peter Mettler schloss sein unverbesserlich erfinderisches Debüt in Spielfilmlänge in seinem letzten Jahr an der Filmhochschule ab. Dank dieser blendenden Filmvision verdiente sich Mettler den Ruf eines talentierten Filmemachers, der keine Angst hat, narrative Konventionen zu durchbrechen. Unter Verwendung eines scheinbar unerschöpflichen Repertoires optischer Effekte erzählt „Scissere“ die Erlebnisse eines Patienten in einer psychiatrischen Anstalt, der zum ersten Mal die Tore der Institution verlässt, hinter denen er jahrelang eingesperrt war. Er versetzt sich in die Gedankenwelt von drei Menschen, die er zufällig an der Bushaltestelle sieht – eine junge Mutter, ein Heroin-Junkie und ein Entomologe. Der Film „Scissere“ wurde mit dem Norman-McLaren-Preis für den besten Film ausgezeichnet und erhielt einen Sonderpreis für die beste Kamera und den besten Soundtrack.
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