Als Kaminfeger und als Dachdecker liebte es Beelers Grossvater auf Kirchtürmen in schwindelerregender Höhe zu arbeiten. Für den kleinen Edwin war sein Opa ein Glücksbringer und die Verkörperung des starken Mannes. Doch der Sturz des Grossvaters vom Dach veränderte alles. Hauptprotagonistin in Beelers Film ist seine Mutter, 88-jährig. Zusammen mit drei Geschwistern blickt sie auf ihr Leben zurück, erinnert sich an weibliche Rollenzuweisungen und wie sie mit dem Tod ihre Eltern umgegangen ist.
DER MANN AUF DEM KIRCHTURM
Filmemacher Fredi Murer an Edwin Beeler
DER MANN AUF DEM KIRCHTURM ist ein schöner und sehr persönlicher Film mit magischen Momenten. Eine einfühlsame Hommage an deinen Grossvater und eine grosse Umarmung des Familienclans, aus dem du selbst hervorgegangen bist. Da gibt es zum Glück keine Nobelpreisträger und Generäle zu bewundern und auch keine Kranzschwinger, Chefärztinnen oder Kantonsräte, sondern Kaminfeger, Wagnerinnen und Mütter, die ein Dutzend Kinder zur Welt brachten, aus denen alle etwas wurden. Rechtschaffene und viel schaffende Menschen, meist Handwerker und Hausfrauen, wie es eben in den Zeiten unserer Eltern und Grosseltern nach Recht und Tradition – und nicht zuletzt «in Gottes Namen» – halt so war. Ein rarer Blick hinab in die Tiefe der ländlichen Schweiz und hinauf zu den Sternen.

«Mir scheint, mein Grossvater wurde mit einem Rollenverständnis sozialisiert, das emotionale Offenheit bei Männern als Schwäche wertet. Seine Gefühle konnte er weder erkennen noch ausdrücken.» – Edwin Beeler
