Auch in diesem Jahr war unser Filmteam auf dem ZFF unterwegs und hat sich fleissig durch das Programm gearbeitet. Trotz des verkleinerten Filmangebots stellte einen die Jubiläumsausgabe mit ihren vielen hochkarätig besetzten Galapremieren so manches Mal vor die Qual der Wahl: Was schaut man sich an, einen Hollywood-Streifen oder einen Wettbewerbsfilm? Eine vollständige Zusammenfassung abzugeben, ist kaum möglich. Doch haben wir unsere individuellen Hoch- und Tiefpunkte zusammengetragen …
Das waren die Top und Flop des Zurich Film Festival 2024
- Publiziert am 15. Oktober 2024
SEPTEMBER 5 von Tim Fehlbaum
FELIX SCHENKER
👍 FRIEDAS FALL von Maria Brendle
So gut und stimmig war schon lange kein Schweizer Film mehr. Ein kraftvoller Mundartfilm mit genialer Schweizer Besetzung – allen voran die junge Julia Buchmann.
👎 UNDER THE VOLCANO von Damian Kocur
Wie so viele Film heute viel zu lang und ein permanentes Gelaber. Mit solchen Filmen fährt man das Kino an die Wand.
GERI KREBS
👍 ANORA von Sean Baker
Die uralte Geschichte einer nicht standesgemässen Eheschliessung und ihre Folgen erzählt Sean Bakers Film mit Wortwitz, Slapstick und vollem Körpereinsatz des grossartigen Schauspielensembles. Kino begann einst als Spektakel und daran erinnert ANORA in genial-einfacher Weise – ganz ohne Superhelden, Special Effects oder sonstigen bombastischen Klimbim.
👎 QUEER von Luca Guadagnino
Die Abenteuer des homosexuellen Grossliteraten William Burroughs auf fiebrig-schwülem Lateinamerika-Trip: Daniel Craig gibt sich zwar reichlich Mühe, dem Protagonisten Leben einzuhauchen. Doch abgesehen von gefälliger 1950er-Jahre-Ausstattung samt reichlicher Visualisierung von Rauschzuständen ist Luca Guadagninos neuer Film nur episch-langfädiges dramaturgisches Nullsummenspiel. Ein Film gegen Einschlafstörungen.
DORIS SENN
👍 SOY NEVENKA von Icíar Bollaín
Ein grossartiges Drama um den ersten bekannten #MeToo-Fall in den 1990ern in Spanien. Schauspielerin Mireia Oriol überzeugt in ihrer ersten grossen Rolle für die Kinoleinwand. SOY NEVENKA zeigt brillant die Verstrickungen von Macht und Machismo, von Politik und Patriarchat.
👎 MEMOIR OF A SNAIL von Adam Elliot
Trotz seiner tadellos animierten Knetfigürchen ist der Film nicht mehr als eine schale Reproduktion des brillanten MA VIE DE COURGETTE. Die Story welkt zwischen kuriosen Figuren düster vor sich hin und endet da, wo sie angefangen hat: im Schneckenhaus.
ONDINE PERIER
👍 MEMOIR OF A SNAIL von Adam Elliot
Der Stop-Motion-Animationsfilm MEMOIR OF A SNAIL des australischen Regisseurs Adam Elliot vermittelt eine starke Botschaft über Widerstandsfähigkeit und die zentrale Bedeutung von Begegnungen und Handlung, die aus der Düsternis herausführen. Ein Glanzstück, das von unvergesslichen Charakteren getragen wird.
👎 FINALEMENT von Claude Lelouch
Claude Lelouchs Musical FINALEMENT verliert sich in einem Durcheinander von extravaganten und zusammenhanglosen Handlungssträngen. Der Film dehnt sich schwerfällig und langsam aus und geht in einer Flut von schlecht ausgeschöpften Themen unter.
ROLF BREINER
👍 LEE von Ellen Kuras
Engagiert bis zum letzten Atemzug: Kate Winslet, Produzentin und Hauptdarstellerin, schafft ein packendes Porträt und Zeitbild und zeigt den Zweiten Weltkriegs aus der Linse der unerschrockenen Fotografin Elizabeth «Lee» Miller.
👎 BABYGIRL von Halina Reijn
Toughe Geschäftsfrau zwischen Lust und Macht. Nicole Kidman macht eine gute Figur zum Sexclinch in einer flachen Story. Sie mag sich, wohl aber weniger das Publikum damit befriedigen.
GEORG HILDEBRAND
👍 SEPTEMBER 5 von Tim Fehlbaum
Toll umgesetzte Rückblenden auf ein tragisches Ereignis. Zwiespalt und Unsicherheiten werden spürbar um die Frage, welche Fernsehbilder nun wirklich gesendet werden sollten – und dürfen. Insgesamt intelligent umgesetzt.
👎 BRIEF HISTORY OF A FAMILY von Jianjie Lin
Der chinesische Film behandelt kein uninteressantes Thema, doch wird es leider banal, voraussehbar und ohne grosse Spannung umgesetzt.
