Zu sehen war er in der Erfolgsserie «Frieden» oder in «Beyto» von Gitta Gsell. Mit dem Film «Das Maddock Manifest» präsentiert Stapfer nun seine erste eigene Regiearbeit, einen rätselhaften filmischen Trip – eine moderne Fabel über Einsamkeit und den Wunsch nach Veränderung mit einem grossartigen Benjamin Burger in der Hauptrolle. Jetzt kostenlos zu sehen auf Play Suisse.
Das Maddock Manifest
Er ist der zur Zeit spannendste junge Filmschauspieler der Schweiz und neu mit einer eigenen Regiearbeit am Start: Dimitri Stapfer
Das Maddock Manifest – Synopsis
Alles beginnt in einem leeren Theater. Auf der Suche nach einem Manuskript, das die Welt verändern soll, begibt sich Ben auf eine Odyssee. Er begegnet einem fliegenden Fisch, einem Telefon ohne Wählscheibe, einem Orakel namens Enigma und einer mystischen Hundegestalt in einer verlassenen Berg- landschaft – Wirklichkeit und Sehnsüchte verschachteln sich untrennbar auf seiner bildgewaltigen Reise.
Das Maddock Manifest – Regisseur Dimitri Stapfer
Der Schweizer Dimitri Stapfer wurde als Theater- und Filmschauspieler bereits mehrfach ausgezeichnet. Er spielte in Kinofilmen wie «Beyto», «Lasst die Alten sterben», «Blind und Hässlich» oder «Sohn meines Vaters». Für den Spielfilm «Left Foot, Right Foot» gewann er den Schweizer Filmpreis «Quartz» als bester Nebendarsteller. In der Schweizer Erfolgsserie «Frieden» ist er in der Hauptrolle des Ermittlers Egon Leutenegger zu sehen. Er stand auf diversen Theaterbühnen, u. a. im Ensemble des Schauspielhaus Zürich, des Theater St. Gallen und der Gruppe EXTRALEBEN.
Das Maddock Manifest – Schauspieler Benjamin Burger
Burger studierte zunächst visuelle Kommunikation in Hamburg und arbeitete zwei Jahre als Lead-Concept-Designer für einen Game-Developer, als er sich entschloss, Möglichkeiten des visuellen Storytelling künstlerisch zu vertiefen. Er absolvierte daraufhin den Master «Ereignis» an der Zürcher Hochschule der Künste. Seitdem exploriert er performative und immersive Strategien der Narration und Disruption an den Grenzen von Theater, Performance, Medienkunst und Research. 2013 rief er das Performance-Label EXTRALEBEN ins Leben. Die oft kooperativen Arbeiten wurden seither von verschiedenen Festivals und Institutionen eingeladen. 2019 gründete und co-kuratierte er das kooperative Recherchefestival OTHERWISE, in dem gesellschaftliche Transformationsprozesse künstlerisch untersucht werden. Inhaltlich untersucht er in seinen Arbeiten die Pathologien des heutigen Hyperkapitalismus und sucht nach Brüchen in den glatt gestalteten Erlebniswelten der Leistungsgesellschaft. Dafür entwickelt er derzeit eine Theorie und ästhetische Praxis vom «Theater der Erschöpfung», in dem das Prekäre im Zentrum der Betrachtung steht. Burger ist Hauskünstler an der Gessnerallee Zürich und unterrichtet an der Zürcher Hochschule der Künste. Daneben arbeitet er selbständig und als Schauspieler oder Performer für andere Künstler*innen, Gruppen und Formationen. «Das Maddock Manifest» ist seine erste Filmarbeit.
Das Maddock Manifest – spannende Entstehungsgeschichte
Als der erste Lockdown 2020 überraschend verordnet wurde und auch die Gastspiele von Benjamin Burgers Solostück «Das Maddock Manifest» abgesagt wurden, trafen Dimitri Stapfer und er sich an einem Fluss in Zürich. An diesem sonnigen Wochentag versuchten die beiden verzweifelt, eine Weinflasche mit Dimitris Schuh zu öffnen. Schauspieler Burger hatte sich mit seinem coronabedingten «Gestrandetsein» bereits abgefunden, denn er wollte auf keinen Fall eine Streamingversion seines Stückes umsetzen. Burger und Stapfer arbeiten bereits seit 2012 regelmässig mit verschiedensten Medien und in unterschiedlichsten Genres der darstellenden Kunst zusammen. Das langjährige Ziel, ihre künstlerischen Herangehensweisen in einem gemeinsamen Projekt filmisch umzusetzen und einen Langspielfilm zu realisieren, wurde in Angriff genommen.
Schon eine Woche später hatten sie die Zusage vom Theaterhaus Roxy Birsfelden. Zudem wurde ihnen die interne Künstlerwohnung bereitgestellt, was ihnen ermöglichte, in einer Art Filmdrehquarantäne zu arbeiten. Stapfer hatte innerhalb kürzester Zeit eine Crew aus Nachwuchs-Akteur*innen der Schweizer Filmszene zusammengestellt. Er reduzierte die Filmcrew auf eine Tonmeisterin, einen Kameramann, zwei Verantwortliche für Kostüm und Ausstattung und einem Lichtmeister. Die siebenköpfige Equipe begab sich für zwei Wochen mit acht Drehtagen ins Roxy Birsfelden. Diese besonderen Drehumstände ermöglichten eine Arbeitsweise, in der spontane Einfälle schnell und unkompliziert umgesetzt werden konnten. Die unkonventionellen Dreharbeiten, welche prozessorientiert und auf Grundlagen der Improvisation abliefen, kamen Stapfer als Regisseur entgegen, da er selbst als Schauspieler bereits in mehreren Filmen mitwirkte, die mit Improvisation arbeiteten («Blind und Hässlich» von Tom Lass, «Lasst die Alten sterben» von Juri Steinhart).
Als Editor konnten sie Wolfgang Weigl gewinnen, der eben «Frieden» fertig geschnitten hatte und auf Goodwillbasis, wie alle anderen zu dem Zeitpunkt auch, zusagte. Nachdem er das Material gesichtet hatte, entstand in der Diskussion die Idee, dem vorhandenen Material landschaftliche Weite entgegen zu setzen. Grosse Bilder, in denen die Figur als Punkt umherwandert, als Kontrast zum klaustrophobischen Theater. Da kam der zweite Lockdown vom Winter 2020, die gesamte Crew hatte plötzlich wieder Zeit und sie mieteten sich während des Tessiner Jahrhundertschnees nahe Vergeletto im Onsernonetal ein Haus. Die lokale Postbotin, die das Gebiet wie ihre Westentasche kennt, zeigte ihnen als Location Scout die bizarrsten Drehorte. Teilweise musste die Crew mit dem ganzen Equipment anderthalb Stunden durch den Tiefschnee wandern, an Orte, wo es weder Strom noch Heizung gab. Der ganze Aufwand war es ihnen wert. Mit dem neuen Material konnten sie schliesslich auch Lomotion als Produktionsfirma ins Boot holen. Deren Kommentar: «Das ist ein Ufo! Aber ein geiles Ufo!».
Eine andere Art des Filmemachens
Das leere Theaterhaus, die kleine aber leidenschaftlich zusammenwirkende Filmcrew, das skurrile zugrundeliegende Theaterskript, der Erfindungsreichtum der Ausstattung und die prozessorientierten Dreharbeiten – all diese Elemente verleihen dem Film seine Eigenständigkeit. Für die Macher steht ihr Projekt und seine offene Erzählweise für eine andere Art des Filmemachens: Für eine kooperative und prozessorientierte Produktion im kreativen Dialog mit allen Beteiligten. Unter solchen Bedingungen entstehen eine andere Ästhetik und andere Erzählweisen. Für Dimitri Stapfer uns seine Crew ist «Das Maddock Manifest» eine zeitgenössische Fabel über Einsamkeit und der Sehnsucht nach Berührung. Eine Geschichte der Suche nach Wirkung und Beständigkeit in einer zerrütteten Welt, in der Ursachen nicht mehr einfach entschlüsselbar sind. Der Film beginnt im Dokumentarstil: Ein Schauspieler ist in einem Theater gestrandet und spielt vor leeren Rängen. Die Situation erinnert glaubhaft an die Beschränkungen der Corona-Pandemie. Damit legt das Werk die eigentlichen Umstände seiner Entstehung offen, aber von hier aus wird der Film unerwartet fantastischer und bricht mit seiner eigenen Prämisse.
Die Erzählung wird zunehmend sprunghaft, wobei die Sprünge als Zeitsprünge oder als Sprung in die Innenwelt der Figur gelesen werden können. Das Mysterium der Zeitlichkeit und Kohärenz der Ereignisse wird nie aufgelöst. Wo beginnt die Geschichte, wo hört sie auf? Oder ist Burger gar in einer Endlosschleife gefangen? Das Publikum muss, wie die Figur auch, auf eine Sinnsuche gehen und kann das Rätsel auf verschiedene Lesarten entschlüsseln.
Textgrundlage: Pressekit