Dieses Jahr läutet eine neue Ära der Berliner Filmfestspiele ein – nach dem Ausscheiden des bisherigen Führungsduos aus Carlo Chatrian und Mariëtte Rissenbeek nach der vergangenen Berlinale wird die Ausgabe im Februar 2025 die erste unter der neuen Intendanz von Tricia Tuttle sein. Die US-Amerikanerin war zuletzt von 2018 bis 2022 künstlerische Leiterin des London Film Festivals.
BERLINALE 2025 unter neuer Führung
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Wie im November 2024 bekannt geben wurde, wird der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Todd Haynes als Präsident der Internationalen Jury der 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin fungieren. Anfang der 1990er-Jahre wurde Haynes als Teil einer neuen Generation amerikanischer Regisseur:innen (von der Kritikerin B. Ruby Rich als “New Queer Cinema” bezeichnet) bekannt. Sein Spielfilmdebüt “Poison” wurde 1991 mit dem Teddy Award, dem Preis für queere Filme bei der Berlinale, ausgezeichnet und gewann den Grossen Preis der Jury beim Sundance Film Festival. Zu seinen weiteren Werken gehören unter anderem “Safe” (1995), “Velvet Goldmine” (1998), der vierfach für den Oscar nominierte “Dem Himmel so fern” (2002), die fiktive Bob-Dylan-Biografie “I’m Not There” (2007), die in Venedig den Grossen Preis der Jury gewann, die Miniserie “Mildred Pierce” (2011), “Carol” (2015), “Wonderstruck” (2017), “Dark Waters” (2019), “The Velvet Underground” (2021) und “May December” (2023).
Tilda Swinton
Wer den Goldenen Bären und die verschiedenen Silbernen Bären mit nach Hause nehmen kann, bleibt abzuwarten. Eine Preisträgerin der Berlinale 2025 steht allerdings schon fest: Die legendäre schottische Schauspielerin Tilda Swinton wird in diesem Jahr mit dem Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Der Preis wird ihr im Rahmen der Eröffnungsgala im Berlinale Palast am 13. Februar 2025 verliehen. Swinton begann ihre Filmkarriere 1985 mit dem britischen Regisseur Derek Jarman und wirkte in all dessen Filmen mit, darunter “Caravaggio”, der 1986 den Silbernen Bären bei der Berlinale gewann, “The Last of England” (1987) oder “Edward II” (1991), für den sie bei den Filmfestspielen von Venedig als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde. Grössere internationale Bekanntheit erlangte sie 1992 mit ihrer Darstellung von Sally Potters “Orlando” nach dem Roman von Virginia Woolf. Seither hat Tilda Swinton mit den namhaftesten Regisseur:innen der Branche gearbeitet und war etwa in Jim Jarmuschs “Only Lovers Left Alive” (2013), Luca Guadagninos “I Am Love” (2009), “A Bigger Splash” (2015) und “Suspiria” (2018), Bong Joon-hos “Snowpiercer” (2013), Wes Andersons “Asteroid City” (2023), George Millers “Three Thousand Years of Longing” (2022) oder Pedro Almodóvars “The Room Next Door” (2024) zu sehen. “Die Bandbreite von Tilda Swintons Werk ist atemberaubend. Sie bringt so viel Menschlichkeit, Mitgefühl, Intelligenz, Humor und Stil ins Kino und erweitert durch ihre Arbeit unsere Vorstellungen von der Welt. Tilda ist eines unserer modernen Filmidole und seit Langem auch Teil der Berlinale-Familie”, erklärte Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle die Auszeichnung. Swinton fungierte 2009 als Präsidentin der Internationalen Jury und spielte über die Jahre in insgesamt 26 Filmen des Festivalprogramms mit. “Die Berlinale ist das erste Filmfestival, das ich je besucht habe. Das war 1986 mit Derek Jarmans ‘Caravaggio’, meinem ersten Film überhaupt. Dies war mein Eintritt in die Welt, in der ich mein bisheriges Lebenswerk geschaffen habe […] – und ich habe nie vergessen, was ich ihr schulde”, so Tilda Swinton zu ihrer Auszeichnung. “Es wird mir ein Privileg und eine Freude sein, im nächsten Februar einmal mehr diesen inspirierenden Ort zu feiern, der immer wunderbare und anregende Begegnungen ermöglicht.»
LICHT – Der Berlinale 2025 Eröffnungsfilm
Im Rahmen der Eröffnungsgala am 13. Februar 2025, moderiert von Désireée Nosbusch, wird die Internationale Jury vorgestellt sowie der Goldene Ehrenbär verliehen. Anschliessend wird die Weltpremiere von Tom Tykwers jüngstem Kinofilm “Das Licht” die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnen. Die deutsch-französische Produktion des Berliner Regisseurs wird auf der Berlinale Special Gala ausser Wettbewerb im Berlinale Palast präsentiert.
“Das Licht” erzählt die Geschichte der deutschen Mittelschichtsfamilie Engels: Tim (Lars Eidinger), Milena (Nicolette Krebitz), die gemeinsamen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge). Die Engels leben mehr nebeneinander als miteinander, bis die aus Syrien kommende Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben tritt. Die geheimnisvolle Frau verfolgt einen ganz eigenen Plan und fördert bei den Familienmitgliedern Gefühle zutage, die lange verborgen waren.
19 Filme im Wettbewerb der Berlinale 2025
19 Filme werden im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären konkurrieren, darunter ein Debütfilm (“Hot Milk”) und ein Dokumentarfilm (“Strichka chasu”). 17 von ihnen werden als Weltpremiere gezeigt. Aus Schweizer Sicht besonders aufregend wird sein, dass mit LA CACHE auch der Schweizer Regisseur Lionel Baier im Wettbewerb der Berlinale 2025 vertreten ist.
“Ari” von Léonor Serraille | mit Andranic Manet, Pascal Rénéric, Théo Delezenne, Ryad Ferrad, Eva Lallier Juan, Frankreich / Belgien 2025, Weltpremiere
“Blue Moon” von Richard Linklater | mit Ethan Hawke, Margaret Qualley, Bobby Cannavale, Andrew Scott, USA / Irland 2025, Weltpremiere
“La cache” (The Safe House) von Lionel Baier | mit Dominique Reymond, Michel Blanc, William Lebghil, Aurélien Gabrielli, Liliane Rovère, Schweiz / Luxemburg / Frankreich 2025, Weltpremiere
“Dreams” von Michel Franco | mit Jessica Chastain, Isaac Hernández, Rupert Friend, Marshall Bell
Mexiko 2025, Weltpremiere
“Drømmer” (Dreams (Sex Love)) von Dag Johan Haugerud | mit Ella Øverbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp, Anne Marit Jacobsen, Norwegen 2024, Internationale Premiere
“Geu jayeoni nege mworago hani” (What Does that Nature Say to You) von Hong Sangsoo | mit Ha Seongguk, Kwon Haehyo, Cho Yunhee, Kang Soyi, Park Miso, Südkorea 2025, Weltpremiere
“Hot Milk” von Rebecca Lenkiewicz | mit Emma Mackey, Fiona Shaw, Vicky Krieps, Vincent Perez
Vereinigtes Königreich 2025, Weltpremiere
“If I Had Legs I’d Kick You” von Mary Bronstein | mit Rose Byrne, A$AP Rocky, Conan O’Brien, Danielle Macdonald, Ivy Wolk, USA 2024, Internationale Premiere
“Kontinental ’25” von Radu Jude | mit Eszter Tompa, Gabriel Spahiu, Adonis Tanța, Oana Mardare, Șerban Pavlu, Rumänien 2025, Weltpremiere
“El mensaje” (The Message | Die Nachricht) von Iván Fund | mit Mara Bestelli, Marcelo Subiotto, Anika Bootz, Betania Cappato, Argentinien / Spanien 2025, Weltpremiere
“Mother’s Baby” von Johanna Moder | mit Marie Leuenberger, Hans Löw, Claes Bang, Julia Franz Richter, Österreich / Schweiz / Deutschland 2025, Weltpremiere
“Reflet dans un diamant mort” (Reflection in a Dead Diamond) von Hélène Cattet, Bruno Forzani | mit Fabio Testi, Yannick Renier, Koen De Bouw, Maria de Medeiros, Thi Mai Nguyen, Belgien / Luxemburg / Italien / Frankreich 2025, Weltpremiere
“Sheng xi zhi di” (Living the Land) von Huo Meng | mit Wang Shang, Zhang Chuwen, Zhang Yanrong, Zhang Caixia, Cao Lingzhi, Volksrepublik China 2025, Weltpremiere
“Strichka chasu” (Timestamp) von Kateryna Gornostai | mit Olha Bryhynets, Borys Khovriak, Mykola Kolomiiets, Valeriia Hukova, Mykola Shpak, Ukraine / Luxemburg / Niederlande / Frankreich 2025, Weltpremiere, Dokumentarische Form
“La Tour de Glace” (The Ice Tower), von Lucile Hadžihalilović | mit Marion Cotillard, Clara Pacini, August Diehl, Gaspar Noé, Frankreich / Deutschland 2025, Weltpremiere
“O último azul” (The Blue Trail) von Gabriel Mascaro | mit Denise Weinberg, Rodrigo Santoro, Miriam Socorrás, Adanilo, Brasilien / Mexiko / Chile / Niederlande 2025, Weltpremiere
“Was Marielle weiss” (What Marielle Knows) von Frédéric Hambalek | mit Julia Jentsch, Felix Kramer, Laeni Geiseler, Mehmet Ateşçi, Moritz Treuenfels, Deutschland 2025, Weltpremiere
“Xiang fei de nv hai” (Girls on Wire) von Vivian Qu | mit Liu Haocun, Wen Qi, Zhang Youhao, Zhou You, Peng Jing, Volksrepublik China 2025, Weltpremiere
“Yunan” von Ameer Fakher Eldin | mit Georges Khabbaz, Hanna Schygulla, Ali Suliman, Sibel Kekilli, Tom Wlaschiha, Deutschland / Kanada / Italien / Palästina / Katar / Jordanien / Saudi-Arabien 2025, Weltpremiere
Berlinale Special
Die 21 Filme im Berlinale Special laufen ausser Wettbewerb und reichen von Genrefilmen über Dokus bis hin zu glamourösen Galapremieren. 15 von ihnen werden als Weltpremiere gezeigt, vier von ihnen als “Berlinale Special Gala”: Lucio Castros “After This Death”, das Biopic “Like a Complete Unknown” mit Timothée Chalamet als Bob Dylan von James Mangold, “Heldin” von Petra Volpe mit Leonie Benesch in der Hauptrolle sowie Alex Russells “Lurker”. Zu den weiteren bestätigten Filme zählen u.a. der Neo-Noir-Thriller “Islands” von Jan-Ole Gerster mit Sam Riley und Stacy Martin in den Hauptrollen; die kanadische Produktion “Honey Bunch” oder “Köln 75”. In der deutschen Produktion mit Mala Emde, John Magaro und Alexander Scheer in den Hauptrollen inszeniert Regisseur Ido Fluk das berühmte Köln-Konzert der Jazzlegende Keith Jarrett und dessen sehr junger Produzentin. Das Programm wird vervollständigt durch eine Vorführung von Peter Wollens “Friendship’s Death”, in dem Ehrenbär-Preisträgerin Tilda Swinton zu sehen ist.