Im Gründungsjahr 2005 waren es gerade mal 8000 Zuschauer*innen, 2016 bereits 90 500 und im letzten Jahr wurde die 100 000er Marke durchbrochen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Auch hinsichtlich Frauenpower hat das ZFF die Nase vorn.
15. Zürich Film Festival | Höhenflug und Frauenpower
- Publiziert am 17. September 2019
Illuster und attraktiv
Das Festivalprogramm ist vielfältig bunt, dramatisch, anregend, unterhaltsam, illuster und attraktiv. Über 170 Filme wurden angekündigt – aus aller Welt und mit deutschsprachigem Schwerpunkt im Wettbewerb «Fokus». Darin konkurrenzieren zwölf Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter ihnen beispielsweise «Volunteer», einem Schweizer Dokudrama über Flüchtlingshilfe in Griechenland, «Systemsprenger», einem deutschen Drama über eine wilde Neunjährige oder «Lillian», einem Roadmovie aus Österreich über eine junge russische Frau in den USA. (siehe dazu zusätzlichen Beitrag auf arttv.ch)
Goldenes Auge
Herzstück des ZFF sind die zahlreichen Wettbewerbe, der Internationale etwa, mit 38 Filmen im Rennen. Dazu kommen die Sektionen «Fokus» sowie der internationale Spiel- und Dokumentarfilm. In Letzterem auch der Schweizer Beitrag «Silence Radio», in dem sich die Journalistin und Nachrichtensprecherin Carmen in Mexiko für die Wahrheit einsetzt. Entsprechend werden viele «Golden Eyes», die goldenen Augen, vergeben.
Schweizer Spielfilm eröffnet
Gefragt sind wie immer Gala-Premieren und Special Screenings. Den Auftakt macht «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes», ein Schweizer Spielfilm von Nik Hilber über den Umweltaktivisten Manser. Auf grosses Interesse dürften auch «Blackbird» mit Susan Sarandon und Kate Winslet stossen, «Gemini Man» mit Will Smith, «Judy» mit Renée Zellweger oder die Dramen «My Zoe» mit Julie Delpy und «Seberg» mit Kristen Stewart stossen. Delpry und Stewart wie auch Roland Emmerich werden mit «Golden Eyes» ausgezeichnet. Zudem ist Emmerich wie Cate Blanchett eine Retrospektive mit zehn, respektive zwölf Filmen gewidmet.
Jurypräsident Oliver Stone
Ausserdem sind auch Kinogrössen wie Donald Sutherland, Javier Bardem sowie Stammgast und Jurypräsident Oliver Stone präsent. Sie alle nehmen an den ZFF-Masters-Veranstaltungen teil. Abgerundet wird das 15. ZFF mit den Rubriken «Neue Welt Sicht», aktuell Kolumbien gewidmet, mit «Border Lines», Filmen, die sich Grenzsituationen auseinandersetzen, mit «Window to the World» (Filme aus Hongkong, Spanien und Argentinien), Serien und einem ZFF für Kinder (mit Wettbewerb) und einer Sektion, die sich «Hashtag#Speaking The Truth» nennt. Hier gilt das Augenmerk Medien, Journalisten und deren Arbeit gegen Fakes und für die Wahrheit.
Ein Fest der Filmmusik
Bemerkenswert ist der nunmehr 8. Filmmusikwettbewerb unter dem Thema «Beyond the Matrix». 321 Komponist*innen aus 46 Ländern haben sich beteiligt und Vertonungen zum Kurzfilm «Danny and the Wild Bunch» eingesandt. Die fünf besten Stücke werden vom Tonhalle-Orchester am 28. September in der Tonhalle Maag aufgeführt.
Ein Publikumsfestival
«Wir verstehen uns als Anwälte des Publikums und wollen elf Tage Lust aufs Kino entfachen», meint Organisator Karl Spoerri. Er sieht vor allem zwei Hauptthemen in diesem Jahr: «Der grüne Film», also Filme wie ‘Bruno Manser’, die sich um die Umwelt kümmern, und Filme, die sich um Wahrheitssuche bemühen wie ‘The Laundromat’, eine Satire mit Meryl Streep und Gary Oldman über die Panama Papers.»
Frauenpower
Nadja Schildknecht war hoch erfreut anlässlich der Presseorientierung: «Unser Frauenanteil ist enorm gewachsen. 55 Regisseurinnen sind mit 55 Filmen präsent, das macht nahezu 40 Prozent des Gesamtangebots aus, dazu kommen zwei «Golden Eyes» an zwei Frauen, an Kristen Stewart (Golden Eye Award) und Cate Blanchett (Golden Icon Award).»
Spezialgast und Zürcher Filmstiftung
Spezieller Gast wird der Formel 1-Champion Lewis Hamilton sein, zur Schweizer Premiere des Rennfahrerdramas «Le Mans ’66» mit Matt Damon. Zu guter Letzt nutzt auch die Zürcher Filmstiftung die Gelegenheit, im Rahmen des ZFF den Zürcher Filmpreis 2019 zu vergeben – für den besten Kurzfilm, besten langen Dokumentarfilm und besten langen Spielfilm. Das Rennen kann beginnen.
Text: Rolf Breiner