Zürich moves, das Festival für zeitgenössischen Tanz und Performance, widmet sich in seiner 6. Ausgabe den Ritualen. Es befreit diese vom Cliché der exotischen Praktik oder des gesellschaftlichen Konservatismus. Das Programm ist gespickt mit Ungesehenem und neuartigen Formaten.
Zürich Moves 2017 | Rituale
- Publiziert am 14. März 2017
Performance Research Lab
Während einer Woche versammelt sich in den Kunsträumen des Walcheturms eine beeindruckende Gruppe von Zürcher Künstlerinnen, Künstlern und Gästen, die das Konzept des Rituals in der heutigen Gesellschaft erforschen. Sie sehen das Ritual als Schauplatz, wo sozialer Wandel möglich wird und in die Gesellschaft integriert werden kann. Rituale sind performativ – ihre Bedeutung wird durch die Handlung selbst erschlossen. Indem man in ihnen eine Bedeutung ausserhalb der existierenden äusseren Realitäten zuspricht, eröffnen sich neue Möglichkeiten, um divergente körperliche Praktiken, Sprechakte, Spiel und verkörperte Ideen in einem alltäglichen und doch magischen Rahmen zu verbinden.
Lucie Tuma | Réunion de dames
Zum ersten Mal hat «zürich moves!» ein ganzwöchiges Festivalzentrum. Es heisst «Réunion de dames» und ist ein Salon der Gastgeberin Isabella d’Este. Ohne sich den historischen Bezügen von Salonkultur allzusehr verpflichtet zu fühlen, platziert sich Isabella in einer Tradition, die weit bis in die Zeiten der europäischen Renaissance zurückreicht. Jeden Tag gibt es Mittagessen und auch eine japanische Tee-Zeremonie, reguläre Überraschungsgäste tauchen auf, es wird getanzt und gequatscht und in die Zukunft geschaut, eine Floristin erzählt vom Handwerk der Trauerarbeit, ein andermal geht es um konventionelle Lectures oder aber um einen Spaziergang zur okkulten Bibliothek.
Vom Schmerz des Gesehen- und Nichtgesehenwerdens
«All Eyes On» heisst das Solo von Teresa Vittucci, in welchem sie sich mit Konventionen des Sehens und Gesehenwerdens befasst. Schmerz wiederum bildet das Zentrum von Jaamil Olawale Kosokos Performance «#negrophobia», (s)einer persönlichen Geschichte von Verlust und glücklichem Entkommen. Das Solo von Dana Michel heisst «Mercurial George» – ein alchemistisches Wagnis und eine postkulturelle Bricolage. In «minor matter» plädiert die Choreografin Ligia Lewis einfühlsam für eine Politik der Minderheit.