Wilhelm Tell nach klassischer Musicaltradition mit 26 Profidarstellern und Live-Orchester, das alle Register zieht. Perfekte Unterhaltung oder Frevel an Schillers Tell?
Walensee-Bühne | Tell – Das Musical
2012 – Ein Telljahr
Der Schweizer Nationalheld Wllhelm Tell feiert eine regelrechte Wiedergeburt, und das Jahr 2012 wird zu seiner ganz grossen Bühne. Hauptschauplatz ist die Neuinszenierung der Tellspiele durch Volker Hesse in Altdorf. Die Marionettenbühne Gelb-Schwarz zeigte ebenfalls in Altdorf die erste bestehende Fassung des Dramas von 1512. Und für alle, die Tell am liebsten als Musical erleben möchten, liefert die Walensee-Bühne eine Alternative.
Stimmen
Ob «Tell – Das Musical» tolle Unterhaltung ist oder eher ein Frevel an Schillers Drama Wilhelm Tell, soll jeder selber beurteilen. Auf alle Fälle ist es den Machern hoch anzurechnen, dass sie nicht einfach ein Musical von der Stange gekauft haben, sondern wie schon bei «Heidi – Das Musical» etwas Eigenständiges geschaffen haben. Zimperlich gehen sie dabei mit der Vorlage – immerhin Weltliteratur – nicht um. Gnadenlos werden Zeiten und Stile durcheinandergewirbelt. Nicht zu wünschen übrig lassen jedoch Bühnenbild und Darsteller. Allen voran Cécile Gschwind als Frau von Bruneck. Ein echter Hingucker! art-tv.ch
Die Geschichte
Das neu geschaffene Musical erzählt, ausgehend von Friedrich Schillers Drama, die bewegte Geschichte Wilhelm Tells. Die Habsburger unterdrücken das Volk der Waldstätte am Vierwaldstättersee. Johann, der Herzog von Schwaben, weilt hier, um die Dienste der Landvögte im Namen seines Onkels, König Albrecht, zu kontrollieren. Er wird vom berüchtigten Landvogt Gessler auf dessen Burg geladen. Zu Gast sind auch die junge, frei denkende Adlige Bertha von Bruneck und Ulrich von Rudenz, der Neffe des sterbenden Freiherrn von Attinghausen aus Uri. Attinghausen ist in Sorge, weil sich sein Neffe in die Dienste der Habsburger stellt. Ulrich von Rudenz hegt Hoffnung auf Ansehen und die Gunst der jungen Bertha. Doch sie beschwört Ulrich von Rudenz, sich auf die Seite seines Volkes zu schlagen.
Die Tyrannei wird immer brutaler, und so rufen die Vertreter von Uri, Schwyz und Unterwalden zum Aufstand. Sie treffen sich heimlich mit Verbündeten auf dem Rütli, um ihren alten Bund zu erneuern. Als Tells Schwiegervater, Walther Fürst, versucht, Tell für ihre Sache zu gewinnen, lehnt dieser vehement ab. In der Not ist er jedoch für sie da. Vorerst aber für seine Familie und sich selbst. Tell zeigt auf seine Weise Mut und Unabhängigkeit. Als er sich weigert, einen Hut stellvertretend für die Obrigkeit zu grüssen, zwingt ihn Gessler zur Strafe, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schiessen. Bertha fleht um Gnade für Tell, und selbst Ulrich von Rudenz sieht jetzt die Ungerechtigkeit Gesslers. Mit dem zweiten Pfeil trifft Tell Gessler in der Hohlen Gasse und tötet ihn.
Sein Tod ist das Signal für den Aufstand. Ulrich von Rudenz entscheidet sich rechtzeitig für sein Volk und erlangt so Berthas Liebe. König Albrecht wird unterdessen hinterhältig von seinem Neffen Johann ermordet. Nach der Tat sucht Johann als flüchtiger Mönch ausgerechnet Barmherzigkeit bei Tell. Doch Tell weist ihn schroff zurück. Als die Landsleute kommen, um Tell als Held zu feiern, lehnt er die Huldigung ab. Tell wird zum Symbol für Unabhängigkeit und Freiheit.