Die Theatergruppe Momänt & Co hat Fabienne Lehmann, Noëlle Gogniat, Theres Roth-Hunkeler und Béla Rothenbühler beauftragt, je ein kurzes Bühnenstück zu schreiben, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Entstanden ist ein Theaterabend, der durch seine hervorragende Regie und den Perspektivenwechsel, der Theatersaal wird zur Bühne, beeindruckt.
Vier Schweizer Autor:innen schreiben je einen Einakter
Dr letschti Züäschäüwer
Texte: Fabienne Lehmann, Noëlle Gogniat, Theres Roth-Hunkeler und Béla Rothenbühler
Regie, Dramaturgie: Livio Andreina
Musik: Carlo Gamma, Christian Hartmann
Kostüme, Bühne: Anna Maria Glaudemans
Spiel: Florian Arnold, Maya Karin Arnold, Corsin Danioth, Julia Egger, Monika Fink, Lina Gasser, Corinne Gnos, Florian Grütter, Guido Infanger, Sandra Lussmann-Arnold
Und keine Sau schaut zu
Im grossen leeren Zuschauerraum des Theater Uri sitzt «Dr letschti Züäschäüwer». Diese Idee hat die Theatergruppe Momänt & Co derart begeistert und inspiriert, dass sie vier Schweizer Autor:innen angefragt hat, für die nächste Produktion ein Theaterstück zu schreiben. Entstanden ist ein heiter-tiefsinniger Theaterabend mit vier ganz und gar unterschiedlichen Geschichten: Von Ueli, der beim Bundesamt für Statistik unter einem bürokratischen Fragenhagel erzählen soll. Von Früher. Nur von was genau? Von Leo, der sich allein ins Kino verzieht, um die Ruhe zu geniessen, aber nicht mit den anderen Kinobesucher:innen gerechnet hat. Von Chrigä, die noch nicht wirklich alt ist und trotzdem wohl bald in die obere Etage umziehen muss – zu jenen Menschen, die mehr Pflanzen, als Menschen sind. Und von Herrn Halter, dessen Fernsehsender-Mitarbeitende ahnen: Ausser Herr Halter selbst, schaut ihnen keine Sau mehr zu. Die vier Einakter werden von der poetisch-spielerischen Musik von Carlo Gamma und Christian Hartmann begleitet.
arttv Reminiszenz
Die Theatergruppe Momänt & Co ist seit Jahren für ihr herausragendes Amateur-Theater bekannt (von Laien will man bei dieser Qualität gar nicht sprechen). Für Ihre neueste Produktion «Dr letschti Züäschäüwer» haben die Spieler:innen wieder Einiges gewagt und vier Autor:innen beauftragt, je einen Einakter zu schreiben. Dabei gab es lediglich zwei Vorgaben: Erstens das Stück spielt nicht auf der Theaterbühne, sondern im Theatersaal und zweitens soll es sich, wie aus dem Titel ersichtlich, um den letzten Zuschauer, beziehungsweise die letzte Zuschauerin, handeln. Entstanden sind in ihrer Qualität zwar sehr unterschiedliche Stücke, die aber von der Musik von Carlo Gamma und Christian Hartmann zu einem Ganzen zusammenfügt werden. Dass die vier Teile nicht als solitär wahrgenommen werden, ist aber in erster Linie der hervorragenden Regie- und Dramaturgiearbeit von Livio Andreina zu verdanken. Es ist faszinierend, wie Andreina die vier Textvorlagen umgesetzt hat und einfach alles aus diesen «herausgekitzelt» hat. Ein ganz besonderes Erlebnis für die Zuschauenden ist zudem der Rollentausch von Theatersaal und Theaterbühne. Dieser ist besonders eindrücklich beim ersten Stück des Abends erlebbar. Wie von Geisterhand tauchen die Schauspieler:innen hinter den Theatersesseln auf und nehmen dem Erzähler Ueli, der schonungslos den Fragen vom Bundesamt für Statistik ausgesetzt wird, buchstäblich «ins Gebet».
Fazit: Ein inspirierender und noch lang nachwirkender Theaterabend, auch wenn die Stücke in ihrer Qualität doch sehr unterschiedlich sind.