Bevor Thomas Lötscher, alias Veri, einen Schlussstrich zieht, hat arttv.ch den Luzerner Kabarettisten besucht. Nicht aus Sentimentalität, sondern aus Respekt vor einer Haltung: Veri hört auf, weil er findet, es sei Zeit. Alles Wesentliche sei gesagt, das vermeintlich Neue beginne sich zu wiederholen – und Wiederholung widerspreche seinem Verständnis von Humor. Wir ziehen vor dem lustigsten «Abwart» der Schweiz – oder wie man heute korrekt sagt: Facility Manager – den Hut.
Veri – bevor der letzte Vorhang fällt
Nach 19 satirischen Jahresrückblicken und hunderten von Auftritten zieht der bekannte Schweizer Komiker Veri den Stecker.
Veri
- Bekannt geworden mit der Bühnenfigur eines «Facility Managers»
- Seit mehreren Jahrzehnten als Komiker auf Schweizer Bühnen präsent
- 19 Jahresrückblicke als prägendes Langzeitformat
- Humor: beobachtend, präzise, dialektnah
- Stil: reduziert, textbasiert, ohne Effekthascherei
- Themenschwerpunkte: Alltag, Gesellschaft, zwischenmenschliche Dynamiken
- Abschied von der Bühne aus eigener Entscheidung
Ein «Bühnen-Abwart» mit Blick auf die Gesellschaft
Am Anfang von Veris Karriere stand eine prägnante Bühnenfigur: der Abwart einer kleinen fiktiven Schweizer Gemeinde. Diese Figur war mehr als ein komisches Rollenbild – sie bot eine Perspektive. Der Abwart bewegt sich mitten im Alltag, beobachtet Menschen, hört Gespräche, registriert Spannungen und Missverständnisse, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen. Genau aus dieser Position entwickelte Veri seinen Humor. Der Luzerner Dialekt war dabei kein Effekt, sondern ein Ausdruck von Nähe: Nähe zum Publikum und zum gewöhnlichen Alltag. Veris Pointen entstanden aus genauem Hinhören und aus der Fähigkeit, Alltägliches so zu verschieben, dass es plötzlich komisch – und oft entlarvend – wurde. Auch später, als sich seine Programme thematisch öffneten und breiter wurden, blieb dieser Blick erhalten: von der Seite, aus dem Alltag heraus, getragen von Präzision, Timing und einer klaren Haltung gegen Effekthascherei.
«Veri’s Rück-Blick» – Eine Institution nimmt Abschied
Der satirische Jahresrückblick, den Veri seit 2007 auf die Bühne bringt, ist der älteste kabarettistische Jahresrückblick der Schweiz. Über 19 Ausgaben hinweg verdichtete er politische, gesellschaftliche und mediale Ereignisse zu präzisen Zeitdiagnosen – ruhig, sprachlich genau und ohne laute Gesten. Der Rückblick funktionierte nie als Abrechnung, sondern als feinsinnige Beobachtung. Auch der aktuelle «Rück-Blick 2025» bleibt diesem Prinzip treu: Er kombiniert pointierte Kritik mit trockenem Humor und zieht am Ende den humorvollen Schlussstrich vor einem weiteren Jahr. Am 29. Januar 2026 fällt im Stadttheater Sursee endgültig der letzte Vorhang. Danach ist Schluss – ein Abgang mit Haltung, passend zu einem Komiker, der sich nie wiederholen wollte und genau deshalb geht, wenn es am schönsten ist.

