Zinaida Jurjevskaja, eine berühmte Opernsängerin aus Berlin, verschwand am 3. Dezember 1925 in der Schöllenenschlucht. Eine geführte Theatertour begeht die historische und hochdramatische Landschaft der Schöllenen um die Teufelsbrücke herum und erzählt eine Geschichte, die vor 95 Jahren Berlin und Andermatt in Aufruhr versetzte.
Theatertour Schöllenen | Verschollen in der Tiefe | Zinaida Jurjevskaja
Zinaida Jurjewskaja (*ca. 1896 in Russland) verliess mit ihrer Familie nach der Oktoberrevolution von 1917 Russland und studierte dann in Berlin Gesang (Sopran). 1922 debütierte sie an der Berliner Staatsoper in «Der goldene Hahn» von Rimsky-Korssakow und hatte dort sogleich bedeutende Erfolge. 1924 sang sie an diesem Haus die Titelrolle in der Premiere der Oper «Jenufa» von L. Janácek, wobei sie eine eindrucksvolle Leistung erbrachte. 1925 gastierte sie mit dem Ensemble der Berliner Staatsoper in Amsterdam als Sophie im «Rosenkavalier». Das Lebensende der Sängerin gestaltete sich tragisch. Während eines Urlaubes in der Schweiz nahm sie in einem Anfall von Depressionen Gift und stürzte sich in die Reuss. Erst nach langer Zeit wurde ihre Leiche gefunden. Die Stimme der so jung dahingegangenen Sängerin wurde durch die souveräne Beherrschung der Gesangstechnik ebenso ausgezeichnet wie durch ihre feinsinnige Ausdruckskunst. Trotz der Kürze ihrer Karriere nahm sie Schallplatten mit den Labels Parlophon (Szenen aus «Jenufa»), Polydor und Homochord auf.
Verschollen
Im Berlin der 1920er-Jahre war Zinaida Jurjevskaja ein Star. Am 3. Dezember 1925 traf sie mit dem Mittagszug in Andermatt ein und stieg im Hotel Bären ab. Ihr eigentliches Ziel war Rapallo an der ligurischen Küste, doch sie verschwand noch am gleichen Tag in der Schöllenenschlucht.
Die Urner Behörden klärten den Vorfall ab und kamen zum Schluss, dass sie Selbstmord verübt hatte. In Berlin mochte man dies nicht glauben und interveniert in Bern. Dabei war die Rolle ihres Gatten nicht über jeden Zweifel erhaben. Nach einem Jahr wurde die Akte Zinaida Jurjewskaja geschlossen. Im Frühling ’26 gab die Reuss eine weibliche Leiche frei.
Geschichte lebendig gemacht
Die tragische Geschichte der Zinaida Jurjevskaja wurde auf Anregung von Andermatt Urserntal Tourismus vom Autor Heinz Keller recherchiert, aufgeschrieben und zusammen mit den Schauspielerinnen Marielouise Gamma und Heidi Danioth aus Göschenen und Andermatt umgesetzt. In einer knapp einstündigen Theatertour wird die Schlucht zur Bühne. Auf theatralische Weise werden die Umstände des tragischen Todes der Berliner Opernsängerin erzählt und zwischendurch Wissenswertes über die Schlucht und ihre historische Bedeutung vermittelt. Andermatt Urserntal Tourismus erweitert damit sein breit gefächertes Angebot für die Gäste der Region um ein Produkt, das geschickt Kultur, Wissen und Wandern verbindet.
Zinaida Jurjevskaja stehend im Kleid mit gehäkelten Stulpen. (ca. 1922)
Zinaida Jurjevskaja in ihrer Rolle in «Le Coq d’Or» (Rimsky-Korsakov). (ca. 1923)