Einen ganzen Kosmos an Geschichten breitet der Club 111 aus. Im Zentrum steht zunächst Sara Corti. Die Mittfünfzigerin arbeitet in der Beratungsstelle für bi-nationale Ehen und kennt die Probleme von Beziehungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aus dem Effeff. Privat ist sie geschieden und desillusioniert. Dann stellt eine schreckliche Diagnose ihr Leben auf den Kopf.
Theater Tuchlaube | Heimat Kosmos
- Publiziert am 2. März 2018
Ein dreistündiger Theatermarathon, der Skepsis, Frustration und Vorurteile erst thematisiert, und dann zermalmt.
Menschliche Begegnungen
Doch dies ist erst der Anfang für einen Reigen an Begegnungen und Episoden, in denen die sieben Akteure mit schier unglaublicher Virtuosität 20 Figuren spielen. Ihre Lebensgeschichten berühren sich, werden ineinander verwoben und führen zu neuen, überraschenden Konstellationen. „Heimat Kosmos“ thematisiert den Umgang mit öden Klischees genauso wie ein ideologisches Burnout, Harmonie bei ungleichen Paaren und Alltagsphobien. Das Publikum erlebt, wie Menschen an Vorurteilen scheitern und doch immer wieder aufstehen und von vorn beginnen, das Glück zu suchen.
Skepsis und Vorurteile
Seit 25 Jahren gehört der Club 111 zu den prägenden Gruppen der Berner Theaterszene. In den Inszenierungen von Meret Matter verbinden sich die komödiantische Spielfreude ihres Ensembles mit politischem Bewusstsein. So auch in „Heimat Kosmos“: Sara Corti, die Hauptfigur des dreistündigen, atemlosen Theatermarathons, ist skeptisch, was ihre Chance angeht, noch einmal das grosse Glück zu erleben. Dabei kommen ihr eigene Vorurteile in die Quere: Der südländische Kellner ihres Stammcafés gefällt ihr, doch sie blockt die Avancen ab. Was soll sie mit einem ungebildeten Italiener? Und überhaupt – in ihrem Alter… Auf ihrem Weg ins Glück begegnet sie auch anderen Menschen, die an einer Wende in ihrem Leben stehen: Der CEO, der auf amouröse Abwege gerät, die ukrainische Künstlerin, die türkische Putzfrau mit Bildungsambitionen, der Kellner, der sich als Philosophieprofessor entpuppt, der Künstler in der Schaffenskrise, der Pizzabote, der einen Nebenjob als Callboy hat, die transsexuelle Kosmetikerin. Sie alle müssen sich neu orientieren und lieb gewonnene Überzeugungen über Bord werfen.
Burnout und Utopie
„Heimat Kosmos“ ist ein Panorama der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, das wichtige Stationen im Leben der Hauptfiguren zeigt und die unterschiedlichsten Macht- und Gesellschaftsverhältnisse einander gegenüberstellt. Eine multikulturelle Saga in drei Teilen, geschrieben von verschiedenen Autor*innen . Ein Abbild unserer Gesellschaft mit überraschenden Einblicken und Ausblicken, bis hin zu einer Utopie. «Heimat Kosmos» thematisiert den Umgang mit öden Clichés genauso wie ein ideologisches Burnout, Harmonie bei ungleichen Paaren, Alltagsphobien oder neudefinierte intellektuelle Sexcodes.