Wenn in der Musikgeschichte jemand gezeigt hat, wie sehr Musik verführen kann, dann Georges Bizet mit seiner «Carmen». Die Oper wird auch 150 Jahre nach ihrer Entstehung auf den Bühnen der ganzen Welt aufgeführt.
Theater St.Gallen | Carmen
Weibliche Selbstbestimmung
Die Protagonistin der Oper Carmen, eine abergläubische Zigeunerin, ist eine radikal selbstbewusste, für damalige Verhältnisse revolutionäre Figur. Doch die Darstellung einer Frau mit donjuanesken Zügen als Protagonistin war Bizet noch nicht skandalös genug. Mit dem neuartigen Einsatz von Dissonanzen und dem kunstvollen Übereinanderschichten mehrerer Melodien ist ihm nicht nur ein kompositionstechnischer Meilenstein in der Entwicklung der französischen Oper gelungen, sondern er hat zugleich auch ein Gegengewicht zu Wagner und dessen Leitmotivik geschaffen. Das Resultat ist ein Werk, das nicht zuletzt das Aufeinandertreffen weiblicher Selbstbestimmung mit einem rationalistischen Weltbild thematisiert. Durch den Fatalismus der Titelfigur, die unverblümte Darstellung der Handlung und die Musik auf jeder Ebene überzeugend, führt Carmen über 150 Jahre nach ihrer Entstehung ihren Erfolgszug auf den Bühnen weltweit weiter.
Nicola Berloffa zum ersten Mal am Theater St.Gallen
Nicola Berloffa aus Cuneo war Assistent von Regisseuren wie Luca Ronconi, Ugo Tessitore, Cesare Lievi und Daniele Abbado. 2008 gewann sein Inszenierungskonzept zu Il viaggio a Reims eine internationale Ausschreibung des französischen Kulturministeriums. Zu seinen ersten eigenen Regiearbeiten gehörte Verdis Un giorno di regno beim Cantiere Internazionale dʼArte in Montepulciano. Seither wird er an namhafte Theater Europas engagiert. So inszenierte er Le nozze di Figaro in Como, Il noce di Benevento und Le chalet am Rossini-Festival in Wildbad, Hänsel und Gretel in Marseille, Avignon und Merignac, Die Zauberflöte und Così fan tutte am Teneriffe Festival, L’italiana in Algeri in Marseille sowie Die lustige Witwe in Piacenza und erarbeitet in dieser Spielzeit die Regie von Les Contes d’Hoffmann in Toulon. Mit Carmen stellt er sich erstmals in St.Gallen vor.
Alex Penda in der Rolle der Carmen
Die bulgarische Sopranistin Alex Penda ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe. Engagements führen sie an die bedeutendsten Theater und Festivals der Welt, darunter die Opernhäuser von Paris, Rom, Neapel, Berlin, Wien, Moskau und New York. Ihr Repertoire umfasst mehr als 60 Rollen, von Barockopern über Händel und Verdi bis zu Strauss. Kürzlich war sie an der Wiener Staatsoper, am Bolshoi-Theater und an der Staatsoper Berlin wie auch als Leonore (Fidelio) in Santa Fe, Chrysothemis (Elektra) in Bari und Vitellia (La clemenza di Tito) in Bruxelles zu erleben. Aufnahmen von Semiramide, Idomeneo, Don Giovanni, La clemenza di Tito und Agrippina unter der Leitung von René Jacobs, von denen drei für einen Grammy Award nominiert waren, dokumentieren das Wirken der Künstlerin. In St.Gallen war sie zuletzt in der Titelpartie von Salome zu erleben.
Gala el Hadidi in der Rolle der Carmen
Die in Kairo geborene Mezzosopranistin studierte Philosophie, Englisch, Vergleichende Literatur und Musikwissenschaft in Kairo und Yale. Ein Stipendium führte sie an die Internationale Bachakademie Stuttgart und die Savonlinna Musikakademie in Finnland. Sie belegte Meisterkurse bei Marylin Horne, Teresa Berganza, Tom Krause und Francesco Araiza. Die mehrfach ausgezeichnete Mezzosopranistin (Förderpreis der Metropolitan Opera National Council Auditions und des Ägyptischen Kultusministeriums, zwei Jurypreise beim Internationalen Gesangswettbewerb Stella Maris) wurde 2013 zur BBC Cardiff Singer of the World nominiert. Sie war Ensemblemitglied der Oper Kairo und gehört seit 2010 zum Ensemble der Semperoper Dresden. Ihr Repertoire umfasst u.a. Rosina, Dorina, Cherubino, Maddalena, Sarcerdotessa, Suzuki. In dieser Spielzeit interpretiert sie Medoro, Hänsel, Prinz Orlofsky sowie die Titelpartie von Carmen.