Da in Folge von Corona weder an eine reguläre Premiere noch an einen normalen Probenbetrieb zu denken ist, haben Regisseur Olivier Keller und Dramaturg Patric Bachmann ein Experiment lanciert: Sie erarbeiteten eine filmische Version ihrer Inszenierung, die speziell für eine Ausstrahlung via Live-Stream im April konzipiert ist. Bereits jetzt stellen sie in vier kostenlosen «Online-Salons» das Projekt vor und berichten von ihren Erfahrungen beim Wechsel von der Bühne auf den Bildschirm.
Theater Marie | Schleifpunkt
Vier digitale Online-Salons geben Einblick in die Arbeit von Regieteam und Ensemble. Das finale Stück erlebt man auf der Bühne oder als Live-Stream.
Vier Salons als kostenlose Live-Streams
Salon 1 | 5. März 2021, 20:00 Uhr | | Einblick in die digitale Probenarbeit mit Regieteam und Ensemble
Im ersten Online-Salon zu «Schleifpunkt» liegt der Fokus auf der Entstehung, den Themen und der Form des Stückes. Die Schauspieler*innen lesen einzelne Szenen und in Analogie zu einem Podiumsgesprach geben Maria Ursprung und Andreas Sauter Auskunft über ihre Arbeit. Im Anschluss wird die Runde für Rückfragen mittels Chat-Funktion geöffnet.
Salon 2 | 11. März 2021, 20:00 Uhr | Theaterproben unter Corona bedingten Einschränkungen. Einblick in die digitale Probenarbeit mit Regieteam und Ensemble.
Salon 3 | 21. April 2021, 19:00 Uhr | Berlin, Graz, Aarau, St. Gallen, Zürich; an keinem der geplanten Orte konnte das Stück aufgeführt werden. Die (Nicht-) Aufführungsgeschichte von «Schleifpunkt».
Salon 4 | 21. Mai 2021, 19:00 Uhr | «Schleifpunkt» Rückblick; Reaktionen und Erfahrungen nach einem Monat online Theater.
Das Stück
21. April 2021, 20:00 Uhr | Vernissage Theater Winkelwiese Zürich, vor Ort und Live-Stream
21. Mai 2021, 20:00 Uhr | Finissage Bühne Aarau & Theater St. Gallen, vor Ort und Stream
Theaterraum digital
Aufgrund der zurzeit geltenden Corona-Beschränkungen im Kulturbereich, wird das neue Stück «Schleifpunkt» nicht im klassischen Sinne inszeniert. Das Theater Marie beabsichtigt stattdessen, das Stück mit vier Schauspieler*innen in einer digitalen Form zu erzählen. Gemeinsam wird an einer, für die Geschichte adäquaten Form für den digitalen Raum geforscht. Dabei werden theatrale Herangehensweisen mit den Instrumenten digitaler Aufnahme in Verbindung gebracht: Mikrofone, Kameras werden zu Mitspieler*innen im Theaterraum. Hörspielsequenzen lösen filmisch festgehaltene tablaux vivants ab und bringen die Geschichte im Kopf der Zuhörer*innen Leben. Das Publikum hat die Möglichkeit, einzeln mit Kopfhörern und Computer der Fahrlehrerin Renate und ihren Nächsten zu begegnen.
Zum Stück
Renate hat sich in ihrem Leben als alleinstehende Mutter einer erwachsenen Tochter und als selbstständige Fahrlehrerin eingerichtet. Ein kleiner Unfall stellt jedoch alle Sicherheiten infrage. Die Kontrolle behalten oder abgeben? Die Tochter ziehen lassen, den Polizisten, der sich für sie interessiert, näher kennenlernen und weiterhin Fahrlehrerin bleiben? Renate würde am liebsten einfach so weiterleben. Doch gerade sie, die ihren Schüler*innen Disziplin und Beherrschtheit vorlebt, wird aus ihrem Alltag gerissen, als sie – mit ihrer Tochter auf dem Beifahrersitz – eine Frau anfährt. Die beiden bringen die Bewusstlose zu sich nach Hause. Zwischen Renate und dem mysteriösen Unfallopfer entwickelt sich eine Tragikomödie, in die auch die Tochter und der Polizist hineingezogen werden. Die Unbekannte hat sich im Leben von Renate eingenistet.
Maria Ursprung bringt in «Schleifpunkt» eine akkurate kleinbürgerliche Ordnung ins Wanken. Mit feinem, skurrilem Humor, ringen die Figuren um alte Gewissheiten, das soziale Miteinander und ihr Verhältnis zur Welt da draussen. Das Stück entstand im Rahmen von «DRAMENPROZESSOR – Werkstatt für szenisches Schreiben» 18/19 und wurde zu den Autorentheatertagen 2020 am Deutschen Theater Berlin eingeladen.