Ein psychologischer, metaphysischer Thriller über das Dilemma des Menschen, der an die Grenzen der Aufklärung gelangt ist.
Theater Basel I der Sandmann
E.T.A. Hoffmanns berühmte Erzählung
Tief verwurzelt im Schwarz der deutschen Romantik, zieht sich Hoffmanns Welt zurück aus dem grellen Licht der Aufklärung, um sich den Schatten und Dämonen, den Wiedergängern und Traumgestalten zu widmen. Die Erzählung inspirierte Sigmund Freud zu seiner einflussreichen Studie über «Das Unheimliche», die mitten hinein in die zerrissene Welt der Moderne führt. Und so modern ist denn auch der verwirrte Held des «Sandmanns», der hochsensible Schriftsteller Nathanael. Er hat sich in den Ängsten seiner Kindheit verfangen, und er hat sie mit sich genommen in die Welt des Erwachsenen. So verpflanzt er sie immer weiter, bis hinein in seine Liebesbeziehungen und in seine Arbeitswelt. In seinem gefährdeten Seelenzustand sieht er sich dunklen Mächten ausgeliefert, er sieht sich verfolgt, und er kann nicht unterscheiden zwischen seinen schlimmsten Vorstellungen, einer kindischen Gespensterfurcht und dem, was wirklich ist. So wird er zum Zeugen dessen, was das heissen kann: «Ich ist ein Anderer». Nathanael verlässt nach und nach die Koordinaten seiner vertrauten Welt. Er verschreibt sich obsessiv seiner Arbeit, er vergisst die Liebe zu seiner klarsichtigen Verlobten Clara und erliegt wie ihm Wahn der vollkommen schön erscheinenden Perfektionspuppe Clarissa. Und er blickt seinem eigenen Ende entgegen.
Die Macher
Der Basler Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini und der Autor Thomas Jonigk haben sich als bekennende Romantiker auf die Abgründe des phantastisch-schaurigen Stoffes eingelassen und die Schraube noch ein wenig weiter gedreht. Sie haben E.T.A. Hoffmanns Ursprungsmythos des fragenden Einzelnen ernst genommen und in die Gegenwart hinübergespielt. Regisseur Christof Loy zeichnet sich für die szenische Umsetzung dieser Uraufführung verantwortlich und gibt damit sein Debüt auf der Basler Opernbühne.