Leidenschaftlich ruft Stéphanie d’Oustrac als Médée die «filles terribles du Styx» an, die Andreas Homoki als Voodoo-Zauberer inszeniert. Der Opernhaus-Regisseur bedient sich bei der Aufführung von Marc-Antoine Charpentiers französischer Barockoper unterschiedlichster Stilmittel. Das überzeugt!
Opernhaus Zürich I Médée | Ein Meisterwerk aus dem Dornröschenschlaf erweckt
Seelendrama
Medea ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren der Kulturgeschichte – seit der Antike inspiriert sie Künstler zu immer neuen Interpretationen. Der römische Dramatiker Seneca schildert sie in seiner auf dem Drama des Euripides basierenden Tragödie als dämonisches Unweib, das aus Rache für die Untreue Jasons die gemeinsamen Kinder ermordet. Zu dieser Gräueltat führt auch die «Tragédie mise en musique» von Marc-Antoine Charpentier, 1693 uraufgeführt, doch seine Titelfigur ist menschlicher, ambivalenter gezeichnet.
Meisterleistung
Wie kein anderer kennt sich der Dirigent William Christie mit Charpentiers «Médée» aus. Er erweckte dieses Meisterwerk des französischen Barock aus einem fast dreihundertjährigen Dornröschenschlaf. Die Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac, eine der zurzeit wichtigsten Interpretinnen für französischen Barock, singt die Titelpartie. Regie führt Andreas Homoki, der am Festival von Aix-en-Provence gemeinsam mit William Christie bereits Charpentiers Oper «David et Jonathas» in Szene setzte.