Star-Regisseur Sebastian Baumgarten debütiert mit «Don Giovanni» im Opernhaus Zürich. Es resultieren fantastische, irrwitzige Bilder, eine ungewohnte musikalische Reise und hervorragender Chorgesang.
Opernhaus Zürich I Don Giovanni
Kritik
Dass man sich bei dieser Neuproduktion des DON GIOVANNI von einigen tradierten und lieb gewordenen Sehgewohnheiten wird verabschieden müssen, war zu erwarten gewesen. Überraschender dann allerdings war gestern Abend, dass man sich auch musikalisch auf eine neue, ungewohnte Reise begeben musste. … Der Konzeptionsansatz – nämlich das Geschehen rund um den libertinösen Verführer im Einflussbereich einer evangelikalen Sekte von extremen Sauberkeitsfanatikern spielen zu lassen – war von Regisseur Sebastian Baumgarten gut gewählt. … Die Sängerinnen und Sänger lassen sich mit bewundernswerter Hingabe auf das Spiel ein. Peter Mattei glänzt stimmlich in der rasant vorgetragenen Champagnerarie, Marina Rebekas grosse, leidenschaftlich lodernde und wunderschön aufblühende Stimme füllt das Haus bis in den letzten Winkel. Sie verleiht dieser Donna Anna eine beinahe hochdramatisch anmutende, berechnende Kraft. … Julia Kleiter als Donna Elvira (Rollendebüt!) gelingt es vortrefflich das Schwanken zwischen unerfüllter Liebe, Abscheu, warnender Moralistin und verführbarer Frau zu transportieren. … Pavol Breslik darf in dieser Mischfassung aus Wiener- und Prager-Fassung zum Glück beide Arien des Don Ottavio singen und tut dies mit wunderschöner, tragender Stimmgebung, ohne jede Weinerlichkeit. Ausführliche Kritik auf oper-aktuell
Höhepunkt in Mozarts Opernschaffen
Die Musik schildert einen Liebhaber, der die geltenden Moralbegriffe verletzt, aber auch zur großer Leidenschaft fähig ist. Don Giovanni ist nach der Hochzeit des Figaro für die Oper in Prag geschrieben worden. Der damals 31-jährige Mozart leitete die Uraufführung im Oktober 1787 selbst. Das italienische Textbuch hatte ihm Lorenzo da Ponte geschrieben und dabei auf eine im Jänner 1787 in Venedig aufgeführte Oper zurückgegriffen.
Naturgewalt ohne Empfinden
Den Mittelpunkt bildet die faszinierende und skrupellose Gestalt des Frauenverführers aus Sevilla. In dieses Geschehen reisst er seine Umgebung mit hinein: Donna Anna, die Tochter des Komturs, die er zu verführen versucht und deren Vater er im Zweikampf tötet. Donna Elvira, die er verlassen hat und die zwischen Liebe und Hass schwankt. Zerline, ein junges Bauernmädchen vom Lande, das seiner Werbung fast erliegt. Don Giovanni verkörpert eine Naturgewalt ohne Empfinden für Moral und Verantwortung. Sein Lebensziel ist es, dasjenige weibliche Wesen zu erobern, in das er momentan verliebt ist.