Zwischen den philosophisch-politischen Debatten des kompromisslosen Individualisten de Sade und des fanatischen Ideologen Marat über Sinn und Unsinn von Revolutionen bietet das Stück vor allem eines: pralles, sinnliches, überbordendes, ja «totales» Theater.
Luzerner Theater | Marat/Sade
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade
Unter diesem wahrscheinlich längsten Titel der Welt bringt das Luzerner Theater in Zusammenarbeit mit der ZHdK ein Drama von Peter Weiss auf die Bühne. Wie der Titel schon andeutet, ist die Ermordung Marats nur ein Stück im Stück. Es dreht sich um eine blutige Epoche europäischer Geschichte. Die Französische Revolution ist erst wenige Jahre Vergangenheit. Der Marquis de Sade, berühmt und berüchtigt durch eine Reihe pornografischer, kirchenfeindlicher und philosophischer Romane, ist in einer Nervenheilanstalt interniert. Unter seiner Regie proben und spielen die Patienten ein Theaterstück über die Ermordung des – 1743 in Boudry im heutigen Kanton Neuchâtel geborenen – Revolutionärs Jean Paul Marat. Die Handlung ist verfremdet und von grotesken absurden Elementen geprägt. «Denn was wäre schon diese Revolution ohne eine allgemeine Kopulation.»