Im Frühjahr verwandeln sich Zuschauer- und Bühnenraum in ein Shakespeare-Theater. Der “Globe”. Auch das Stück Flow My Tears bewegt sich darin. Ruhig, melodisch und melancholisch schön ist Musik und Bühne.
Luzerner Theater | Flow My Tears - Das letzte Fest
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Melancholie
Es wird ein letztes Fest gefeiert, eine letzte Melodie erklingt: «Flow My Tears». Das überbordende Gefühl der Melancholie wird zelebriert – ein Zustand, der in der Renaissance viel mehr als Traurigkeit war. Er galt als die schöpferische Kraft zur Inspiration, als Muse für die Kunst. Kein kreativer Akt ohne Abgrund. Was auch für spätere Philosophen wie Schopenhauer, Nietzsche oder Heidegger als Grundvoraussetzung für Kreativität galt, wird heute oft negativ bewertet, obschon die Glücksforschung betont: Wer das Unglücklichsein nicht kennt, kann auch das Glück nicht schätzen.
Das Stück
Gemeinsam mit Sängerinnen und Sängern des Opernensembles und drei Musikern begibt sich Regisseur Wouter Van Looy auf die Spuren des Lebensgefühls des elisabethanischen Zeitalters und des Komponisten John Dowland. Er bittet die Zuschauer ins wieder errichtete «Globe», spannt einen musikalischen Bogen von der Renaissance zum Heute, kombiniert Lautenmusik mit elektronischen Sounds und unternimmt eine Ehrenrettung der melancholischen Untergangstimmung – ein sinnlich performativer Abend mit der Mezzosopranistin Marina Viotti im Mittelpunkt.