Während der Mensch mit seinen fünf Sinnen einigermassen souverän durch die ihn umgebende Welt kommt, bleiben ihm für die eigene Psyche nur Verstand und Gefühl. Was aber, wenn sich beide Wirklichkeiten ununterscheidbar mischen?
Luzerner Theater | Die Antilope
Sprung aus dem Hochhaus
Victor, ein junger Mann am Anfang einer beruflichen Karriere, springt bei einer Firmenfeier aus dem Fenster – in eine zeitenthobene Existenz, die ihm neue Sichtweisen gewährt. Auf seiner nächtlichen Wanderung durch eine absurd verzerrte grossstädtische Gegend gerät der ziellos Suchende in ebenso grotesk wie komisch anmutende Situationen, die stets auf der Kippe zwischen Realität und Phantastik balancieren. Die sonderbare Flucht in einen unmöglichen Zustand erweist sich dabei als Abenteuerexpedition und innere Reise zugleich – mit Notlandung im Hier und Jetzt.
Der vielfach ausgezeichnete Lyriker Durs Grünbein entwickelte für dieses surreale Stationendrama sechs prägnante Tableaux, die als pointiert-poetische Momentaufnahmen die trostlose Rückseite von glanzvollem Wohlstand, befreiendem Reichtum und wirkungsmächtiger Karriere abbilden. Die Vertonung liegt in den Händen des 1974 in Innsbruck geborenen Komponisten Johannes Maria Staud, dessen umfangreiches Œuvre nicht nur vom Solostück zum grossbesetzten Orchesterwerk reicht, sondern auch vielfältige Anregungen aus unterschiedlichen Disziplinen wie etwa Philosophie, Kunst, Literatur und Film verrät. Gemeinsam mit Durs Grünbein schuf er 2004 die Oper «Berenice» nach Edgar Allan Poe, nun folgt als zweite Zusammenarbeit das abendfüllende Musiktheaterwerk «Die Antilope».