Wieviel Ehrlichkeit verträgt der Mensch? Wieviel Ehrlichkeit verträgt eine Gesellschaft? Die Antworten auf diese Fragen liefert ein unterhaltsam spritziges Stück auf der Bühne des Luzerner Theaters.
Luzerner Theater | Der Menschenfeind
Der Menschenfeind
Alceste, der Menschenfeind, hat die Schönfärberei und falsche Freundlichkeit der besseren Gesellschaft satt. Er verpflichtet sich zur bedingungslosen Ehrlichkeit gegenüber seinen Mitmenschen – ohne Rücksicht auf deren Gefühle und Befindlichkeiten. Als ihn ein Gelegenheitsdichter bittet, eines seiner Sonette zu beurteilen, schont Alceste den Poeten nicht und kränkt ihn tief. Das kümmert Alceste wenig, viel stärker ist sein Unbehagen, dass seine geliebte Célimène es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt. Sie lästert über Menschen, denen sie später schmeichelt. Alceste sieht so lange über ihre Ausfälle hinweg, bis er selber Opfer ihrer Doppelzüngigkeit wird. Nun muss er sich entscheiden: für seine Liebe oder für seine Prinzipien.
Die Inszenierung
Regisseur Niklaus Helbling arbeitet in seiner Luzerner Inszenierung den zeitlosen Konflikt zwischen Prinzipientreue und Kompromissbereitschaft heraus und versetzt die Handlung in einen Salon der Eitelkeiten, in dem jede Äusserung der Figuren unter scharfer Beobachtung steht. Helbling hat sich für die bekannte Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens entschieden, welche die sprachlichen Florettkämpfe Molières mit Prägnanz ins Deutsche transferiert. Molière ist ein Meister der situativen Komik. Er komprimiert seine Erkenntnisse über das menschliche Miteinander in raffiniert gesetzten Pointen, die schlagartig einleuchten.