Das ewige Spiel um Geld, Gier und Arroganz! Von Elfriede Jelinek mäandernd und zynisch beschrieben, von Isabel Osthues gestrafft, nostalgisch und bunt inszeniert.
Luzern | Die Kontrakte des Kaufmanns
Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist eine der unnachgiebigsten Chronistinnen unserer Zeit. Kaum eine andere Theaterautorin ermittelt präziser und aktueller die Krisen der modernen Gesellschaft. Jelineks neuster Streich, «Die Kontrakte des Kaufmanns», spielt in der Welt der entfesselten Finanzströme. Ausgehend von der jüngsten Bankenkrise, die die Finanzplätze der Welt erschütterte, entwickelt sie ein atemberaubendes Sprachstück über gierige Kleinanleger, blinde Finanzjongleure und wild gewordene Spekulanten. «Die Bank», «der Markt», «die Börse» und «das Geld» nehmen bei Jelinek das Heft in die Hand und predigen ausgelassen die Regeln des freien Geldflusses. In irrwitzigen Sprachkaskaden schwadronieren sie über totes, versenktes, verbranntes und in die Karibik ausgewandertes Kapital, über Gernegross-Banker in Gernegross-Ländern und über jene Heuschrecken, die nationale Grossbanken nach biblischem Vorbild zu Kleinholz verarbeiten. Die jüngsten Ereignisse der Zeitgeschichte werden bei Elfriede Jelinek zum Sprungbrett: für sprachliche Salti und für eine bitterböse Abrechnung mit einer im freien Markt gefangenen Gesellschaft.
Elfriede Jelinek zählt zu den bedeutendsten und umstrittensten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen. Ihre jüngsten Theaterstücke «Ulrike Maria Stuart», «Über Tiere» und «Rechnitz (Der Würgeengel)» sorgten an den grossen Bühnen des deutschen Sprachraums für Begeisterung und Diskussionsstoff. Das Luzerner Theater zeigte im Jahr 2006 Jelineks Theaterstück «Babel». «Die Kontrakte des Kaufmanns» setzt Isabel Osthues in Szene, auch sie ist in Luzern keine Unbekannte: Im Jahr 2007 betreute sie für das Luzerner Theater sehr erfolgreich die Uraufführung von Monique Schwitters Theaterstück «Himmels-W».