Einmal Superfreundin bitte! Ein Stück über den Optimierungswahn bei der Partnerwahl und die Unberechenbarkeit der Liebe.
Kollektiv Mydriasis | Mutter Hausfrau, Vater Arzt
Ein solides Mädchen
Wer kennt nicht den Druck, unter dem man steht, wenn man den Eltern den neuen Partner vorstellt? Vor allem, wenn die Eltern Gründer und leibhaftige Erfolgsbeweise einer der grössten Internet-Partnervermittlungsbörsen sind: Dann muss die Übereinstimmung mit der Zukünftigen mindestens bei neunzig Prozent liegen! Leo lässt es da lieber nicht darauf ankommen und präsentiert den zwar freigiebigen, aber auch anspruchsvollen Eltern die Prostituierte Lilit als seine neue Freundin. Ein solides Mädchen: Mutter Hausfrau, Vater Arzt eben. Dumm nur, dass Lilit zu spät zum Treffen kommt und keine Zeit mehr für ein Vorab-Briefing bleibt. Doch unter dem Einfluss einiger Flaschen Wein zeigt sich, dass Lilit – alias Lena – tatsächlich genau die Richtige zu sein scheint.
Temporeiche Situationskomödie
«Mutter Hausfrau, Vater Arzt» ist ein urbaner Schwank und handelt von gesellschaftlich normierten Beziehungsvorstellungen und Online-Partnervermittlungsagenturen, die auf Lügengebilden aufgebaut sind, von der komplizierten Binnenkommunikation in Familien und von Dingen, über die man am liebsten nicht spricht. Die Inszenierung der temporeichen Situationskomödie in der Regie von Magdalena Nadolska ist visuell durch stilisiert-rhythmisierte Bewegungsabläufe, Animationen des Berner Video-Künstlers Michael Spahr und die variable Kartonkulisse des Berner Bühnenbildners Beni Küng geprägt. Das Zusammenspiel dieser verschiedenen ästhetischen Ebenen, die erzählte Geschichte und die lebensnahen Figuren erlauben es, mit der Inszenierung ein breites, bisweilen auch theaterunerprobtes Publikum anzusprechen.
Dramenprozessor
Der Dramenprozessor ist ein Förderprogramm für junge Schweizer Dramatikerinnen und Dramatiker. Seit der Gründung im Jahr 2000 entwickelte sich der Dramenprozessor zu einem der renommiertesten und erfolgreichsten Autorenprojekte im deutschsprachigen Raum. Seit 2011 ist das Stadttheater Schaffhausen gemeinsam mit dem Theater Chur, dem Schlachthaus Theater Bern und dem Theater Winkelwiese Koproduktionspartner. Mit der Aufführung von «Mutter Hausfrau, Vater Arzt» kommt nun das erste Stück einer Dramenprozessor-Absolventin nach Schaffhausen. Livia Huber hat ein dynamisches Stück über die (Un)berechenbarkeit der Liebe geschrieben – eine Komödie im besten Sinne, in der sie den Optimierungswahn vieler Menschen bei der Partnerwahl blossstellt.