Aufführungen unter freiem Himmel, frei zugängliche Installationen und künstlerische Interventionen auf dem parkartige Gelände direkt am Zürichsee sowie die festivaleigenen Restaurants und Bars lassen die Landiwiese während des Festivals zu einem weit über Zürich hinaus reichenden Anziehungspunkt für Kulturinteressierte und Nachtschwärmer werden. Das Theater Spektakel ist ein lebendiges Kulturfest, an dem sich die Open-Air-Saison noch einmal von ihrer schönsten Seite zeigt.
Es ist wieder Spektakel-Zeit
Das Zürcher Theater Spektakel wurde 1980 als internationales Treffen freier Theater gegründet. Rasch hat es sich zu einem kulturellen Anlass mit internationaler Anziehungskraft entwickelt. Heute ist es eines der wichtigsten europäischen Festivals für zeitgenössische Formen der darstellenden Künste. Eine konsequente, künstlerisch hoch stehende Programmation, die einzigartige Atmosphäre und ein aufgeschlossenes, interessiertes Publikum in grosser Zahl sind die Basis der Erfolgsgeschichte und machen das Theater Spektakel zu einem gefragten Auftrittsort von Künstler:innen aus der ganzen Welt.
Drei Empfehlungen der Redaktion
Silent Legacy
Tanz als Widerstand, das ist eine der vielen Ebenen der aufsehenerregenden Performance «Silent Legacy». Inszeniert wurde das energiegeladene Tanzereignis von der renommierten Choreografin Maud Le Pladec. Seit ihrerletzten Arbeit «counting stars with you (musiques femmes)» setzt diese sich verstärkt mit Unterdrückung und Selbstermächtigung auseinander – etwas, das sie auch in «Silent Legacy» fortführt. Die Initialzündung für dieses Projekt kam, als Le Pladec auf Adeline Kerry Cruz traf. Die Elfjährige gilt als Tanz-Wunderkind und ist bekannt für ihre hervorragenden Krumping-Skills. Krump, das ist ein im Schwarzen Los Angeles der 2000er entstandener Tanzstil, derüber Musikvideos einen Platz im Pop-Mainstream fand.
Silent Legacy | Maud Le Pladec | 23. und 24. August 2024 | Seebühne
Los días afuera
Lola Arias kommt ans Zürcher Theater Spektakel – mit einem Stück, das uns hinter die Fassade eines Gefängnisses blicken lässt. Seit ein paar Jahren schon recherchiert und arbeitet die Regisseurin in ihrer Heimat Argentinien in Strafanstalten für Frauen. Die Zahl der aus prekären Verhältnissen stammenden Inhaftierten, die häufig wegen Drogenschmuggels einsitzen, ist in den letzten Jahren markant angestiegen. Während der Pandemie fand Lola Arias dann das leerstehende Gefängnis Caseros im Süden von Buenos Aires. Dort begann sie, mit queeren, weiblich gelesenen und trans Personen einen Spielfilm mit Elementen aus dem Dokumentar- und Musikfilmgenre zudrehen, der dieses Jahr bei den Berliner Filmfestspielen Premiere feierte: «Reas». Anschliessend entwickelte Lola Arias den Stoff mit demselben Cast weiter zu einem mitreissenden Theaterabend.
Los días afuera | Lola Arias | 15. bis 15. August 2024 | Nord
Gloria. The right to be desperate
Die polnische Theatermacherin Gosia Wdowik erforscht in ihrer Erstaufführung im Theater Neumarkt unsere voyeuristische Liebe zu Therapie-Reality-TV-Shows, die kollektive Sehnsucht, etwas Authentisches zu fühlen. Sie blickt hinter den Therapievorhang, begibt sich auf eine Reise des Mitleids und der Empathie – und fordert ein Recht auf Verzweiflung. Ausgangspunkt für Wdowiks neues Stück sind die «Gloria»-Filme von 1965, besser bekannt als «Three Approaches to Psychotherapy». Diese Filme zeigen die frisch geschiedene Frau und Mutter namens Gloria in Psychotherapiesitzungen mit drei renommierten Therapeuten.
Gloria. The right to be desperate | Gosia Wdowik | 22. August bis 1. September 2024 | Theater Neumarkt
(Textgrundlage: Theater Spektakel)