Uraufgeführt wurde die musikalische Komödie von Ralph Benatzky 1930 in Berlin. Seither wird sie mit ungebrochenem Erfolg gespielt – weltweit. Die Shake Company frischt das etwas in die Jahre gekommene tanzend-singende «Evergreen»-Ross auf und es präsentiert sich im Zürcher Bernhard Theater entstaubt, gestriegelt und mit viel Humor neu aufgezäumt. Nebst Susanne Kunz als Rössl-Wirtin gibt es diverse Überraschungsgäste, unter ihnen Viktor Giacobbo, Christian Jott Jenny und Hanna Scheuring.
Die Shake Company wagt sich mit «Im weissen Rössl» an einen Operettenklassiker
Seit 1995 produziert die Shake Company Theaterproduktionen für die Schweizer und internationale Unterhaltungs-Szene. Es werden eigene Stücke in Zusammenarbeit mit Schweizer Komponisten und Autoren entwickelt und bestehende Stücke übernommen und für die Schweiz und den deutschen Sprachraum und die jeweiligen kulturellen Eigenheiten & Atmosphären adaptiert. So sind unzählige Musiktheater-Produktionen, Komödien und Shows als Eigen-, Co- und Auftragsproduktionen entstanden. Ebenso steht für die Shake Company eine grosse Relevanz und Dringlichkeit der Themenwahl im Mittelpunkt, um das Publikum zu erreichen und weiterhin relevante, zugängliche und wieder- erkennbare Stücke für ein breites und vielfältiges Publikum aufzuführen.
Frivol-komische Melange
Das Stück «Im weissen Rössl» ist wegen seiner eingängigen Melodien beliebt. Ende der 1920er-Jahre gab Regisseur und Produzent Erik Charell eine Überarbeitung des Alt-Berliner Lustspiels zu einer frivol-komischen Melange aus Schwank, Operette und Revue in Auftrag. Ralph Benatzky und Charell stellten dafür aus eigenem und historischem Material sowie Einlagen berühmter zeitgenössischer Schlagerkomponisten eine bunte Partitur zusammen, die mit Titeln wie «Mein Liebeslied muss ein Walzer sein», «Die ganze Welt ist himmelblau» oder «Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist» aufwarten kann, und landeten damit bei der Uraufführung 1930 im Berliner Grossen Schauspielhaus einen Sensationserfolg, auf dessen Fährten das längst zum Kult gewordene Stück bis heute ungebremst weiter galoppiert!
Im weissen Rössl | arttv Kritik von Priska Köchli
Gut gefüttert, gestriegelt und voller Energie überzeugt das «weisse Rössl» im Bernhardtheater! Die Shake Company bietet mit seiner Version einen Abend, den man in vollen Zügen geniessen kann. Und das nun bald 100 Jahre nach der Erstaufführung von Ralph Benatzkys Singspiel in drei Akten, das am 8. November 1930 erstmals über die Bühne ging. Die Handlung ist so einfach wie herzergreifend: Im Hotel herrscht Hochbetrieb. Das Personal ist überfordert. Oberkellner Leopold schafft es mit seinem Gesang, unzufriedene Gäste zu beruhigen. Wenig Erfolg hat er bei seiner Chefin Josepha Vogelhuber, weil sie in einen langjährigen Stammgast, den Berliner Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler verliebt ist. Nach einem Streit zwischen Leopold und Josepha erhält Leopold die Kündigung. Um doch noch mit Josepha zusammenzukommen, quartiert er sich als Gast im Hotel ein. Nach einigen Verwicklungen gelingt es ihm doch noch, Josephas Liebe zu gewinnen. Der Rössl Wirtin (hervorragend gespielt von Susanne Kunz), dem Oberkellner Leopold (schauspielerisch wie auch gesanglich dargeboten von Matthias Liener), dem Rössl Team und seinen Kurgästen fliegen auch die Herzen der Besucher:innen in der Zürcher Aufführung richtiggehend zu. Der vergnügliche Abend, ein rassiges Feuerwerk von Musik, Tanz, Kostümen macht Spass. Ein ewig weisser Schneeberg, Edelweisse, musikalische Kühe, Dirndl und Lederhosen begleiten die Theatergäste auf ihrer vergnüglichen Reise ins Salzkammergut. Die Aussage «Auf dem Land ist’s richtig, in der Stadt ist’s falsch» lässt das Publikum den Protagonist:Innen auf der Bühne gerne durchgehen. «Mir ist Ihr Herz Wurscht, aber drinnen haben die Gäste Durscht», entgegnet die Rössl Wirtin den Liebesbeteuerungen Leopolds. Von vier Musikern (Klavier, Bass, Akkordeon, Violine) begleitet, singen und tanzen sich, begleitet von juristischen Klippen, die Kurgäste und die Belegschaft des Weissen Rössl durch Herzens- und Sprachkrisen. Mit dem überraschenden Besuch des totgeglaubten Kaisers Franz Josef (Christian Jott Jenni, alternierend mit anderen Überraschungsgästen) wird der Rössl Wirtin Augen und Herz geöffnet. Leopold, der mit gepacktem Koffer zur Abreise erscheint, wird von derselben per Arbeitszeugnis entlassen um ihn gleichzeitig auf Lebensdauer als Ehemann zu engagierten. Das glückliche Ende des Kuraufenthaltes macht nicht nur die beiden Verliebten, sondern auch das Publikum glücklich. Der langanhaltende Applaus gilt aber mit Sicherheit nicht nur dem glücklichen Paar, sondern der ganzen Produktion.
Wer bis zum 31. Dezember 2023 – selbst am Abend – die Sonne doppelt aufgehen sehen möchte, besucht eine der Vorstellungen von «Im weissen Rössl».