Krieg in Europa, Klimawandel, Corona. Die Herausforderungen, denen wir als Menschen ausgesetzt sind, werden nicht weniger. Was können wir tun? Wie sollen, wie wollen, wie können wir leben? Gestern, heute, morgen? Diese Fragen beschäftigen das Theater Kanton Zürich in der kommenden Spielzeit. Sechs Produktionen stehen zur Auswahl: vom Kinderstück «35 Kilo Hoffnung» bis zu Gottfried Kellers Klassiker «Romeo und Julia auf dem Dorfe».
Das Theater des Kantons Zürich präsentiert seine Spielzeit 23/24
- Publiziert am 9. Mai 2023
Zur Aufführung kommen Stücke, die der aktuellen, schwierigen Weltlage auf lustvolle Art und Weise die Stirn bieten.
Wenn Bluttest über mein Leben entscheiden
Die Spielzeiteröffnung «Die Laborantin» feiert als Schweizer Erstaufführung am 7. September 2023 in der Regie von Rüdiger Burbach Premiere. In einer nahen Zukunft geben neuartige Bluttests Auskunft über alle Gesundheitsrisiken, denen ein Mensch in seinem Leben ausgesetzt sein wird. Einerseits wunderbar, denn man kann frühzeitig mit Gegenmassnahmen reagieren; andererseits erschreckend, denn die Blutwerte entscheiden in dieser Gesellschaft radikal über die Chancen, die die Menschen im Leben und im Beruf haben. Wie lebt es sich in einem optimierten Gesellschaftssystem, das die Gesundheit als Steuerungselement nutzt? Die junge britische Dramatikerin Ella Road hat ein hochaktuelles, spannendes Stück geschrieben, das völlig zu Recht eines der meistgespielten neuen Stücke auf deutschen Bühnen ist.
4ever Love – Gottfried Keller
War früher alles besser? Alles leichter? Wie lebt es sich in einer kleinen Schweizer Gemeinde im 19. Jahrhundert? Gottfried Keller erzählt in seiner grossartigen Novelle «Romeo und Julia auf dem Dorfe» von zwei Liebenden, deren Eltern sich über einen Acker unwiderruflich zerstreiten. Wird es Vreni und Sali gelingen, ihren Platz in dieser Gesellschaft zu finden? Oder welche Alternativen bieten sich an, um der Engstirnigkeit dieser Gesellschaft zu entfliehen? Die Koproduktion mit dem Theater Winterthur wird von der Autorin Dagrun Hintze dramatisiert und von Elias Perrig am 25. Oktober 2023 zur Premiere gebracht. Die beiden haben bereits erfolgreich «Kleider machen Leute» und «Die schwarze Spinne» für die Bühne umgesetzt.
Die Schule in Frage stellen – Für Kinder ab 10 Jahren
Die Schule ist ja bekanntlich der Ort, wo wir für das Leben lernen. Aber was passiert mit jemanden mit speziellen Begabungen, die in der Schule gar nicht gefragt sind? David hasst die Schule und musste bereits mehrmals Klassen wiederholen. Aber die Liebe zu seinem Grossvater, der seine Talente fördert, bringt ihn dazu, sich selbst den richtigen Platz im Leben und die richtige Schule zu suchen. Mit «35 Kilo Hoffnung» für Kinder ab 10 Jahren hat die französische Bestsellerautorin Anna Gavalda eine sehr berührende und humorvolle Geschichte über ein Kind, das die Schule in seiner hergebrachten Form in Zweifel zieht, geschrieben. Sophia Pervilhac wird nach zwei Jahren als feste Regieassistentin damit am 16. November 2023 ihr Regiedebüt am TZ geben.
Gier, Liebe, Erben
Geld oder Liebe? Lieber bestens versorgt ohne Liebe leben oder lieber arm aber glücklich liiert sein? Diese Frage stellt der Komödienklassiker* «Die Erbschaft»* von Marivaux. Wer erbt das angehäufte Vermögen und welche Bedingungen knüpfen sich daran? Das Thema «Erben», gerade in der Schweiz vielfach diskutiert, wird zum humorvollen Anlass für ein aberwitziges Spiel von mehreren gierigen Verliebten auf der Suche nach ihrem Lebensglück. Der Regisseur und Marivaux-Spezialist Felix Prader inszeniert das erste Stück von Marivaux am Theater Kanton Zürich mit der Premiere am 25. Januar 2024.
Eine Familiensage
Ein Ehepaar mit vier erwachsenen Kindern lebt auf einmal alleine in ihrem Haus. Jetzt sind sie wieder auf sich zurückgeworfen. Wie haben sie ihr Leben gelebt? Wo stehen sie? Und was ist aus ihren vier Kindern geworden? Sind sie glücklich? In der Schweizer Erstaufführung des australischen Stücks «Dinge, die ich sicher weiss» von Andrew Bovell prallen am 14. März 2024 die Lebensentwürfe und Sehnsüchte von sechs Menschen in immer neuen Konstellationen aufeinander. Und wo könnte dies emotionaler und berührender stattfinden als in einer Familie? Inszenieren wird diese lebensnahe Familiensaga Johanna Böckli.
Shakespeare in love
Ich würde so gerne Theater spielen, aber ich darf nicht. Was tun? Ich verkleide mich als Mann und lasse mich von Shakespeare in seine Theatercompagnie engagieren. So begegnet Viola William Shakespeare, der allerdings gerade unter einer massiven Schreibblockade leidet und nicht realisiert, dass er verbotenerweise eine verkleidete Frau beschäftigt. Als er sich auch noch abseits der Proben in die «echte» Viola verliebt, die jedoch bereits anderweitig versprochen ist, führt dies zu ziemlichen Turbulenzen. Aber auch zu zahlreichen Inspirationen für Shakespeare-Stücke, die wir sonst heute missen müssten. Die Dramatisierung des bekannten Films «Shakespeare in love» erobert seit einigen Jahren die Bühnen und ist jetzt als Freilichtproduktion Mitte Mai 2024 in der Inszenierung von Rüdiger Burbach endlich auch zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen. Nebenbei ist hier die Entstehungsgeschichte von «Romeo und Julia» zu erleben und damit spannt das Theater Kanton Zürich den Bogen zum Anfang der Spielzeit mit Gottfried Kellers Novelle.