Anarchistischer Kasper trifft auf den ersten Weltkrieg? All das und vieles mehr kann man am 9. Figura Theaterfestival erleben – welches mit immer wieder neuen Blickwinkeln dieses Genre beleuchtet.
Baden | Figura Theaterfestival 2010
Poetisch, schräg, anders – zum neunten Mal bringt das Figura Theaterfestival vom 9. bis 13. Juni erstklassige Theaterkunst nach Baden. 25 Inszenierungen aus acht Ländern sind auf dem Programm: Innovative und experimentelle Arbeiten des visuellen Theaters stehen neben Stars wie Hotel Modern, die ihr grossartiges Stück «The Great War» zeigen. Es gibt prächtige Neuinterpretationen von Bühnenklassikern wie «Die Buddenbrooks» und viele liebenswert freche Kurzstücke.
Das Figura Theaterfestival ist das bedeutendste Schaufenster dieser Bühnenkunst in der Deutschschweiz. Es findet alle zwei Jahre in den Theatern sowie auf den Strassen und Plätzen von Baden und Wettingen statt. Dieses Mal wird es zum ersten Mal im Frühsommer durchgeführt. Während der fünf Festivaltage wird ein hochkarätiges Programm geboten: Die Festivalmacher führen Gruppen aus Belgien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland, Italien, Russland und der Schweiz in ihrem Programm auf. Zum vierten Mal wird der «Grünschnabel», Aargauer Förderpreis für junge Figurentheater, verliehen, für welchen fünf
Produktionen nominiert sind.
Das bewährte Festivalzentrum im Restaurant Roter Turm mitten in der Badener Altstadt wird für den Sommerauftritt durch das Theater Café Roulotte ergänzt, ein fahrendes Kleintheater, das während des Festivals auf dem Kirchplatz stationiert ist. Figura lädt die Besucher und Künstler ein, in dieser kulturkulinarischen Tankstelle zu verweilen. Auf der Openair-Bühne Theater Café Roulotte finden unter dem Titel «Surprises …» momentane spontane Begegnungen statt: Am Festival auftretende Künstlerinnen und Künstler überraschen mit Kostproben aus ihren Stücken. Dieses Jahr gibt’s zum ersten Mal einen feinen roten Faden durchs Programm: Die 9. Ausgabe des Figura Theaterfestivals möchte eine der wohl populärsten Figuren aus dieser Kunstgattung, die in vielen Ländern zu Hause ist, neu hinterfragen: Pulcinella, Polichinelle, Mr. Punch, Hans Wurst oder Kasper bzw. eben auf Schweizerdeutsch Chasperli. Ganz anarchistischer Rebell, fauler Parasit, gewitzter Schlauberger oder frecher Bengel wird er dem diesjährigen Figura Theaterfestival seine Renitenz erweisen, so u. a. in den neusten Arbeiten von Compagnie La Pendue mit «Poli dégaine», Gyula Molnàr, Alexandra und Eva Kaufmann mit «Kasperls Wurzeln». Der Wahl der Mittel sind beim Figura Theaterfestival keine Grenzen gesetzt. Das ist ein besonderes Merkmal dieser Theaterkunst, die Figuren und Objekte nach Belieben mit Schauspiel, Tanz, Musik, Film oder Video kombiniert. Dieser Formenreichtum zeichnet das moderne Figurentheater aus, das seine Lebendigkeit und permanente Erneuerung in seiner Wechselwirkung zu den anderen Künsten findet.