Sie verbinden das enorme Engagement ihrer Mitglieder mit dem Können von professionellen Theaterschaffenden. In einigen Kantonen existieren sogar mehr Laientheatervereine als Gemeinden. Die meisten führen jedes Jahr ein Stück auf, einige im eigenen Theaterhaus. Daneben wirken grosse Freilichtspiele als richtungsweisende, inspirierende Leuchttürme. Sie erreichen hohe Qualität und ein grosses Publikum. In der Ausstellung erzählen Laiendarsteller:innen von ihrem Theaterfieber.
Alles Theater! Die Zentralschweiz und ihre starke Theaterkultur
Eine Ausstellung im Nidwaldner Museum widmet sich der Geschichte und Gegenwart von Laientheatern.
Spiellust auf der Laienbühne
Laientheater bringen Menschen zusammen – und halten für viele eine Rolle bereit: Stücke auslesen, inszenieren und proben, Texte bearbeiten, Musik komponieren, musizieren, Kostüme schneidern, Bühnenbilder bauen, den Ton, die Beleuchtung, die Kasse oder die Bar betreuen. Zuvorderst steht die Leidenschaft, die immer wieder neue Generationen packt. So begegnen die Besuchenden im ersten Obergeschoss des Salzmagazins vier Theatersüchtigen. Sie erzählen in kurzen Video-Porträts, wie das Theatervirus sie gepackt hat und was ihnen das Theater für ihr grosses Engagement zurückgibt.
Fähigkeit zu Kooperationen
Laientheater fördern den sozialen Zusammenhalt unter ihren Mitgliedern und darüber hinaus. Wie ein roter Faden zieht sich auch die Mitarbeit von Profis aus Literatur, Theater, Handwerk und bildender Kunst durch ihre Geschichte. Laienbühnen schaffen es, freiwilliges Engagement und professionelles Können zu verbinden. Diese seltene Kultur fördert die Qualität, die Erneuerungsfähigkeit und damit die Vitalität des Laientheaters.
Eine Mitmachausstellung
Wer das Theaterfieber jetzt noch nicht spürt, kann es nun selber erleben. Denn Laientheater heisst: mitmachen! An der Kasse des Nidwaldner Museums Salzmagazin erhält jede:r Besucher:in eine Rolle zugeteilt. Wer sich traut, kann darauf in der Ausstellung einen Theaterparcours absolvieren mit allem, was dazugehört: das Stück kennen lernen, die eigene Rolle verstehen, den (kurzen) Text üben, ein Kostüm auswählen, die Bühne betreten, spielen und Applaus ernten. Doch keine Angst: Wer nicht selber spielen will, spielt Publikum – das ist schliesslich auch eine wichtige Rolle.
Historische Wurzeln
Die Ausstellung beleuchtet drei wichtige Wurzeln des Laientheaters in der Zentralschweiz. Eine gründet in der katholischen Liturgie. Als die reformierten Orte das Theaterspielen verboten, wurde es zu einer typischen katholischen Tradition. So hat auch die zweite Wurzel, das Schultheater an den Kollegien, mit der katholischen Kirche zu tun. Die dritte Wurzel sind die Theatergesellschaften. Sie entstanden im 19. Jahrhundert, als Handwerk, Industrie und Handel aufblühten und zwischen der Bauernschaft und der patrizischen Elite ein bürgerlicher Mittelstand wuchs. Dass Tradition auch als Fessel wirken kann, zeigt sich in der Geschlechterfrage. Das Kollegi-Theater blieb Knaben vorbehalten, bis die Kollegien um 1970 herum Schülerinnen aufzunehmen begannen. In den Theatervereinen spielten Frauen und Mädchen immer mit, bis in die 1920er-Jahre allerdings meist nur bis zur Heirat. Regie, Bühnenbild und musikalische Leitung blieben lange Männerdomänen. Frauen übernahmen diese Aufgaben vereinzelt ab 1980, ausgeglichen ist es erst seit etwa zehn Jahren.
(Textgrundlage: Nidwaldner Museum Saltzmagazin)