Als studierter Kirchenmusiker, Chorleiter und Gesangsfachmann widmet sich Roman Walker vor allem zwei Dingen: dem gestaltenden Chor-Musizieren und der Erforschung der Volksliedtradition der Schweiz. Seine Chorarbeit – ob in der Zürcher Altstadt oder im Kanton Uri – ist geprägt von einer unerschrockenen Neugier auf Klang, Text und Tradition.
Wenn Schweizer Volkslied auf Kirchenmusik trifft
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Kurzporträt Roman Walker
Roman Walker wurde 1969 in Laufenburg (AG) geboren und ist ausgebildeter Kirchenmusiker, Chorleiter und Gesangsfachmann mit Studienabschlüssen an der Hochschule Luzern Musik. Heute leitet er das Musikteam der Altstadtkirchen Zürich und dirigiert Chöre wie den Kammerchor Cantus Uri und den Kirchenchor Bürglen.
Mit grosser Leidenschaft setzt sich Walker für das Schweizer Volkslied ein: Er ist in der volksmusikalischen Forschung aktiv, etwa in Zusammenarbeit mit dem Haus der Volksmusik und dem Institut Kulturen der Alpen der Universität Luzern. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen das Buch «Hanns In der Gand – Soldatensänger und Liederfürst», das die Lebensgeschichte des bedeutenden Volksliedinterpreten und -sammlers neu beleuchtet, sowie das umfangreiche Forschungswerk «Die Alpen im Lied der Schweiz», das zeigt, wie stark die Alpenlandschaft das Schweizer Liedgut geprägt hat. Auch musikalisch bringt Walker das Volkslied auf neue Bühnen: So leitete er die Uraufführung der Hanns in der Gand-Suite, einem Konzertprojekt zu Ehren des Volksliedpioniers, das im August 2025 im Rahmen des Festivals Alpentöne in der Kirche St. Martin in Altdorf erklang. Roman Walker verbindet damit zwei Welten, die oft getrennt wahrgenommen werden: Kirchenmusik und Volkslied – mit einem Ansatz, der Tradition ernst nimmt, sie aber zugleich mit künstlerischer Gegenwart und lebendiger Chorkultur verbindet.
«Hanns in … Concert» – eine Volksliedwiederentdeckung
Roman Walker ist ein Musiker, der sich nicht mit dem Bewahren zufrieden gibt. Wo andere altvertraute Kirchenmusik pflegen, fragt er: Welche Geschichten stecken in den Liedern? Welche Stimmen wurden vergessen? Sein Blick richtet sich auf das Schweizer Volkslied, das in seinen Händen zu neuem Leben findet. Und so fliessen in seinen Projekten Instrument wie Orgel, Klarinette oder Trompete mit menschliche Stimmen selbstverständlich zusammen. Die alpenländische Identität, aber auch die Vielsprachigkeit des Landes, werden dabei hörbar – sinnlich, lebendig und nahbar. Die «Hanns in der Gand-Suite», die im August 2025 vom Kammerchor Cantus Uri im Rahmen des Alpentöne Musikfestivals in der Kirche St. Martin in Altdorf (Uri) uraufgeführt wurde, zeigte das eindrucksvoll. Darin widmete sich Walter mit grosser Leidenschaft Hanns in der Gand, einem Pionier der Schweizer Volksmusik. Statt musealer Archivpflege präsentierte das Werk ein lebendiges Klangstück Schweiz. Volksliedmelodien erklangen nicht brav und historisch, sondern kraftvoll, zeitgemäss und mit feiner klanglicher Finesse – getragen von einer Chorkultur, die Körper und Gefühl mitnimmt. Das Publikum erlebte, wie sich die Schichten unseres Liedguts abtragen lassen, bis das Ursprüngliche wieder strahlt: Lebensfreude, Verlust, Landschaft, Heimat. Ein Abend, der zeigte, wie Musik uns an unsere Wurzeln erinnern kann – und uns dennoch mitten in die Gegenwart führt.