Stephan Eicher | Das Floss der Unnötigen
Zusammen lachen, weinen, singen
Wunderschöne Orte unter freiem Himmel, eine exquisite Verköstigung und die seltene Gelegenheit, ein intimes Konzert während des Sonnenuntergangs mit Stephan Eicher und seiner Band zu erleben, ein träumerisches Floss, welches seit 2021 unter der Flagge der Poesie und des Zusammenseins schwimmt, macht es möglich. Finanziert wurde das Projekt dank wemakeit. Den Eintritt bestimmt das Publikum selber. Nächster Stopp ist das Attisholz Areal in Riedholz bei Solothurn.
Alles anders
Die Konzertsäle waren im Herbst und Winter wegen Corona leer, keine Festivals in Sicht und die Musikindustrie steckt den Kopf in den Sand und wollte abwarten. Stephan Eicher beschloss genau das Gegenteil. Nichts machen ist keine Option oder wie es auf der Tournée zum Bonmot wurde: «Machen ist wie wollen, nur krasser!». So entsteht ab Oktober 2020 bis Februar 2021 das Projekt «Le Radeau des Inutiles» oder eben «Das Floss der Unnötigen». Ein Team ohne die herkömmlichen Impulsgeber wie Agenturen, Tour-Manager, Ticketverkäufer oder Veranstaltungsorte. Nein: alles wurde bewusst risikofreudig, unabhängig und anders angegangen. La Pandémie oblige… Das Publikum bestimmte den Eintrittspreis, die Konzerte fanden an ungewöhnlichen Orten draussen statt, zum Konzert gab es Essen und Trinken. Oberste Devise: spielen, wenn immer möglich. Am Anfang, im Mai nur per Stream, dann vor 50 Personen, 70, 150 bis maximal 300. Die Interaktion zwischen den Musikern (Stephan Eicher, Simon Baumann, Simon Gerber und später auch REYN) und dem Publikum war extrem bereichernd. Während in Frankreich und der Schweiz der Sommer ohne Festivals losging, bot das Floss für knapp 60 Konzerte eine intime und symbolträchtige Bühne. Der Cirque Eicher war unterwegs!
Alle gleich viel
Eine weitere Eigenheit des Projekts war: alle verdienen gleichviel, ob Musiker, Technikerin oder Caterer. Dass all diese anarchischen Gesten schwer zu finanzieren sind, war absehbar. So war denn auch der durchschnittlich bezahlte Preis zu tief; das Crowdfunding erwies sich v.a. als hervorragenden, direkten Kommunikationskanal zwischen «Team» und Publikum und generierte zum Glück auch Spenden ohne Gegenleistungen; Aber die Antwort auf die Frage «was ist Ihnen Kultur wert» – dies v.a. in einem Moment, in welchem als Reaktion auf die Pandemie ebendieses Gut oft als «unnötig» verbannt wurde – fand nicht die erwartete Antwort. Aber bei diesem Projekt ging es Eicher und seinen Leuten nie nur um das Geld, sondern um eine angemessene Reaktion auf die andauernde Pandemie, einen politischen und sozialen Akt und – trotzdem – um reich zu werden: reich an Erlebnissen, Begegnungen und Erfahrungen. Und dieses Ziel wurde erreicht. Gemeinsam mit fast 4000 Besucher:innen.
Es geht weiter
Die Pandemie ist zumindest vorläufig gebannt und die Kultur nimmt langsam wieder Fahrt auf. Auch «Das Floss der Unnötigen» legt nochmals an, als nächste Station in Solothurn. Die Reise geht also weiter. Im Juni verlässt das Projekt das Lavaux, überquert den Röstigraben und das Floss wird für Konzertabende, im totalen Kontrast zu den Weinterrassen des Lavauxs, im solothurnischen Attisholz Areal neu erfunden. Nach zwei schwierigen Jahren freuen sich die Macher, die Gesichter des Publikums in einem intimen Konzertrahmen wieder zu sehen. Zusammen lachen, weinen, singen. Das geht nur mit limitiertem Publikum, in gegenseitiger Nähe, auf Augen und Ohren Höhe, das hat Eicher und seiner Crew schon letzten Sommer, auf ihrer Tour so gefallen…darum machen sie es wieder.