Der Schweizer Komponist, Dirigent, Pädagoge und Essayist Beat Furrer darf zweifellos als Universalkünstler der Musik bezeichnet werden. Abgesehen vom Franzosen Pierre Boulez wird es in den letzten Jahrzehnten wohl kaum einen Zweiten gegeben haben, der derart massgeblich die Weichen für die internationale Szene Neuer Musik gestellt hat. Das Klangforum Wien hat grosse Pläne, die Verdienste von Furrer auch einem grösseren Publikum sichtbarer zu machen.
NICHT ONLINE STELLEN-Komponist Beat Furrer wird 2024 siebzig Jahre alt
- Publiziert am 6. Dezember 2022
Das Klangforum Wien plant ein grossangelegtes Projekt, um den in Schaffhausen geborenen Pionier der Neuen Musik zu würdigen.
Beat Furrer – Biographie
Beat Furrer wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen Musikschule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper «Die Blinden», seine zweite Oper «Narcissus» wurde 1994 beim «steirischen herbst» an der Oper Graz uraufgeführt. 1996 war er «Composer in residence» bei den Musikfestwochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater «Begehren» in Graz uraufgeführt, 2003 die Oper «invocation» in Zürich und 2005 das vielfach ausgezeichnete und gespielte Hörtheater FAMA in Donaueschingen. Seit Herbst 1991 ist Furrer ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Ende
der 90er hat er gemeinsam mit Ernst Kovacic «impuls» als internationale Ensemble- und
KomponistInnenakademie für zeitgenössische Musik in Graz gegründet. Eine Gastprofessur für
Komposition nahm er 2006-2009 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt wahr.
2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien, seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2006 wurde er für FAMA mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Venedig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater «Wüstenbuch» am Theater Basel uraufgeführt. 2014 erhielt er den grossen österreichischen Staatspreis. 2018 erhielt er den Ernst-von-Siemens Musikpreis für «ein Leben im Dienste der Musik». Seine Oper «La Bianca Notte» (Die helle Nacht) nach Texten von Dino Campana wurde im Mai 2015 in Hamburg uraufgeführt. Im Januar 2019 kam es an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin zur Uraufführung seiner Oper «Violetter Schnee» mit einem Libretto von Händl Klaus, basierend auf einer Vorlage von Wladimir Sorokin. Beat Furrer hat seit den 1980er Jahren ein breites Repertoire geschaffen, das von Solo und Kammermusik bis zu Werken für Ensemble, Chor, Orchester und Oper reicht.
Beat Furrer – Das Projekt
Als beeindruckend schöpferischer Geist hat der Komponist Beat Furrer für unterschiedlichste Besetzungskonstellationen von klein besetzter Kammermusik bis hin zur grossen Oper zahlreiche Meisterwerke geschaffen. Das von Beat Furrer 1985 gegründete Ensemble Klangforum Wien als heutiges Vorzeigekollektiv des «Neuen in der Musik» hat sich vom eigenen Gründer emanzipiert und ist ihm dabei trotzdem verbunden geblieben. Dem Klangforum Wien erscheint dies die beste Voraussetzung dafür, in einem tabufreien Dialog mit dem eigenen Gründer und Komponisten Beat Furrer die wirklichen Weichenstellungen im eigenen Œuvre zu befragen sowie in kompromisslosen Dokumentationen in Bild und Ton als Geschichte Neuer Musik und als Biographie einer wahrhaftigen Persönlichkeit in interdisziplinärer Form zu dokumentieren. Die Rahmenbedingungen, so betont das Orchester, müssen dazu bestmöglich sein: ausreichende Probenzeit, exzellente Aufnahmetechnik und erstklassige
Interpreten; das Klangforum Wien Ensemble will sich zu diesem Anlass punktweise (wo die Besetzung es erfordert) zum Klangforum Wien Orchestra vergrössern. Als Dirigent steht Beat Furrer im Mittelpunkt, wobei in Rücksprache mit ihm selbst auch andere, von Furrer als kongenial interpretierende Gastdirigenten geschätzte Personen denkbar sind.
Beat Furrer – Geplante Projekte
Unter Ausschöpfung aller bisher bekannten und zugänglichen Möglichkeiten einer interdisziplinären
Dokumentation will das Klangforum Wien mit Beat Furrer 70 folgende Projekte umsetzen:
- 7 Einheiten von audiophilen Aufnahmen, die den digitalen Ansprüchen der Gegenwart in höchstem Masse genügen und zwischen einem Modell maximaler Verbreitung auf allen weltweit gängigen Streaming-Plattformen und einem „print on demand“-Modell aufgegleist werden, um auch die Hochwertigkeit des Projektes für Sammler derart beschaffener Dokumente zu unterstreichen.
- 7 ausführliche Videogespräche mit Beat Furrer, zu beheimaten an den Schlüsselorten des Komponisten wie Schaffhausen (CH), Wien (A), Kritzendorf bei Klosterneuburg (A) und dem Nationalpark „Im Gesäuse“(A).
- 1 dokumentarisches Video, welches das Verständnis und die Kunst des Dirigats von Beat Furrer zum Gegenstand hat.
- 1 dokumentarisches Video zur Entstehung einer Komposition im Jahre 2023.
- Ein digitales Lesebuch quer durch die Bibliothek von Beat Furrer.
Beat Furrer – Verbreitung des Projektes
Der Grundphilosophie des umfangreichen Projektes liegt die Überzeugung zu Grunde, dass einerseits Inhalte maximal auf dem digitalen Wege zu erschwinglichen Bedingungen für unterschiedlichste Publikumsschichten weltweit zugänglich gemacht werden sollen und andererseits das hochwertig Haptische erst dann produziert wird, wenn es auch wirklich den Abnehmer gefunden hat. Sämtliche Inhalte werden auf die Plattform KLANGFORUM WIEN HYBRID gestellt; KLANGFORUM WIEN HYBRID steht für die Übersetzung in den digitalen Bereich aller Tätigkeiten des Klangforum Wien im physischen Konzertbetrieb; KLANGFORUM WIEN HYBRID verlinkt sich mit einem globalen Netzwerk an Streaming-Plattformen zwecks maximaler Verbreitung der selbst produzierten Inhalte. Handwerklich hochwertige Fertigungen von LP (Long Play), CD (audiophil) und Buch (Buchhandwerkskunst) will das Klangforum Wien nach spezifischen Kundenwünschen massgeschneidert herstellen.
Beat Furrer – Zeithorizont des Projektes
Das Projekt BEAT FURRER 70 soll für den Zeitraum 2022–2024 einen work in progress-Charakter haben. Die Macher:innen sehen fortlaufende Publikationen vor und das Projekt soll in seiner Vollständigkeit im Herbst/Winter 2024 in einem Festival mit binationalem Fokus (CH/A) einem internationalen Musikpublikum vorgestellt werden. Ein erstes Gespräch mit dem LUCERNE FESTIVAL hatte im Dezember 2021 stattgefunden und mit dem WIENER KONZERTHAUS steht das Klangforum Wien in stängigen Austausch. Mit dem Projekt Beat Furrer 70 vollzieht das Klangforum Wien, nache eigener Einschätzung, einen Quantensprung im eigenen Tun und Schaffen und zeichnet die Entwicklung vor: von dem Konzertbetrieb dienendem Ensemble hin zum Produzenten von hybrid gesetzten und selbst produzierten Inhalten, um den grossen Veränderungen des internationalen Musiklebens adäquat Rechnung zu tragen und damit eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Beat Furrer – Der Pionier
Beat Furrer hat 1985 mit der Gründung des Klangforum Wien eine Pionierleistung vollbracht und sämtliche Versprechungen eingelöst, die heute das Ensemble als unumstrittenen Massstab von Interpretation des Neuen in der Musik sehen. Mit Beat Furrer 70 schickt sich das Klangforum Wien selbst an, am Beispiel der Darstellung des musikalischen Universalkünstlers Beat Furrer einen gewichtigen Pionierschritt zu unternehmen.
Der 70. Geburtstag von Beat Furrer am 06.12.2024 scheint dem Klangforum Wien ein stimmiger Zeitpunkt zu sein, dem Schweizer Ausnahmekünstler der Musik die grösstmögliche Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit sowohl in der Schweiz selbst (für 2023 und 2024 stehen Uraufführungen von Furrers Opern an den Opernhäusern von Zürich und Bern an) als auch im internationalen Musikleben zu ermöglichen.