Junge Musikstudent*innen übernehmen für drei Monate das Hotel Bergsonne auf Rigi Kaltbad. Tagsüber arbeiten sie in der Küche, im Restaurant, an der Rezeption oder kümmern sich um die Zimmer. Am Abend tauschen sie Kochlöffel und Staubwedel gegen Geige oder Fagott und geben für die Gäste ein klassisches Konzert. Initiiert hat das Projekt der Luzerner Kulturvermittler und Kantonsrat Urban Frye, der im März das traditionsreiche Haus übernommen hat.
Klanghotel | Musikstudent*innen auf der Rigi
«Auch Musiker wollen mit ihren Freunden und Familien Ferien machen und müssen trotzdem üben können. Sie möchten in einer ruhigen Atmosphäre neue Programme einstudieren und diese vor kleinem Publikum präsentieren, bevor sie in den grossen Konzerthäusern damit auftreten.»
Urban Frye | Produzent, Festivaldirektor, Kulturvermittler und Kulturjournalist
Ein Klanghotel auf der Rigi
Im Frühling dieses Jahres, kurz vor der Corona-Krise, konnte Urban Frye das wunderschön gelegene Hotel Bergsonne auf Rigi-Kaltbad pachten. Dieses eröffnet nun am 10. Juni 2020 mit einem neuen, ungewöhnlichen Konzept: Die Bergsonne wird zu einem nachhaltig geführten, familienfreundlichen Klanghotel, in dem junge Musiker wohnen und arbeiten. Tagsüber sollen Gäste und Tagestouristen auf der Terrasse die imposante Bergwelt geniessen, abends essen die Hotelgäste gemeinsam mit den Musikern im Restaurant. Zum Tagesausklang wird der Flügel in die Mitte des Restaurants geschoben und es ertönt Musik – Bach, Beethoven, Chopin, Rachmaninoff.
Freiräume für Künstler*innen schaffen
Ein Hotel, in dem Musiktalente üben können, in dem der Speisesaal auch Konzertsaal ist – das war die Idee von Urban Frye. «Auch Musiker wollen mit ihren Freunden und Familien Ferien machen und müssen trotzdem üben können», sagt der frühere Produzent, Festivaldirektor, Kulturvermittler und Kulturjournalist Frye. «Sie möchten in einer ruhigen Atmosphäre neue Programme einstudieren und diese vor kleinem Publikum präsentieren, bevor sie in den grossen Konzerthäusern damit auftreten.» Während des Lockdowns, als die Hochschule geschlossen und gemeinsames Musizieren verboten wurde, wuchs die Idee von Urban Frye um eine weitere Dimension. Gemeinsam beschlossen die Musiker, die Sommermonate auf der Rigi zu verbringen, tagsüber im Betrieb zu helfen und abends gemeinsam zu musizieren. Rund zwanzig Musikerinnen und Musiker sind nun dabei: Pianisten, Geiger, Klarinettisten, ein Fagottist (und gelernter Koch), Flötisten und eine Harfinistin. Begleitet werden die Nachwuchstalente in ihrer neuen Aufgabe von einem erfahrenen Hotel- und Küchenteam. Frédéric Füssenich, CEO der Rigi Bahnen AG, begrüsst das Projekt. «Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, dass der Tourismus sich ständig neu erfindet», sagt er. Für das touristische Angebot auf der Rigi seien das Klanghotel und das Musikprojekt mit den jungen Künstlern darum eine Bereicherung.
Alles begann mit einer «Wohn-Box» für Musiker
Ausgangspunkt des gesamten Projekts ist das im April 2019 von Urban Frye eröffnete Wohn- und Arbeitshaus für junge Musikerinnen und Musiker, die Music-Box in Luzern, von der in Reussbühl bereits eine dritte Dependance entsteht. «Der Erfolg der Idee zeigte sich u.a. in zahlreichen Anfragen für Konzerte», berichtet Frye. Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Quartierorganisationen und dem Schlosshotel Gütsch, es entstanden Konzertreihen für Teenager und ihre Familien oder Salonkonzerte mit Musik und Poesie. Auch auf der Rigi gibt es bereits verschiedene musikalische Initiativen, etwa die Rigi Musiktage oder die Konzerte des Kulturkreises Rigi. «Die Bergsonne wird auch mit diesen Initiativen eng zusammenarbeiten», kündigt Urban Frye an.