In seiner Jubiläumsausgabe setzte das Forum Wallis – Festival für Neue Musik – einen ganz besonderen Fokus: Im Zentrum standen die Musik von Komponistinnen und Musikern aus ehemaligen und aktuellen Krisengebieten. Für Aufsehen sorgte zudem ein Chorkonzert in ungewohnten Schieflagen.
Forum Wallis 2016 | Festival für Neue Musik
Pendelnder Chor
Einen Höhepunkt des Festivals für Neue Musik 2016 in Leuk bildeten die Gebrüder Décosterd mit ihrem Pendulum Choir, einer der aktuell spektakulärsten und metaphernreichsten Chorproduktionen. Unter dem Namen Cod.Act beschäftigen sich die Brüder schon seit längerem mit der Verbindung von Mensch und Maschine, Bewegung und Klang. Um die Stimmen auf ganz eigene Art durch den Raum zu schicken, stellten sie die neun Sänger der Jeune Opera Compagnie auf eine gespenstische hydraulische Konstruktion, die sich in alle Richtungen neigt. So werden die Livestimmen inmitten abstrakter Robotik mit elektronischer Musik zu einem faszinierenden Hybrid.
Politische Konnotationen
Die 10. Festivalausgabe zeichnete sich aber auch durch mehrere Programme mit politischen Konnotationen aus: Das Ensemble Zafraan aus Berlin präsentierte Musik von Komponisten aus aktuellen und ehemaligen Krisengebieten; Nicolas Vérin verarbeitete mit der Oper «Ushba et Tetnuld» des Videokunstpioniers Robert Cahen die georgische Sage um den Berg Ushba, einst einer der schwierigsten Gipfel der Welt, und schlug so überraschende Brücken zwischen Georgien und dem Wallis. Zum Festivalabschluss trat die neugegründete Polit-Popgruppe Porok Karpo um den charismatischen Tibetaktivisten Loten Namling auf: Namling erhielt 2015 den Menschenrechtspreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte in der Schweiz.
Fünfzig Werke aus fünfundzwanzig Ländern
Manuel Mengis brachte mit Flo Stoffner, Barry Guy und Lucas Niggli gleich mehrere Generationen internationaler Jazzlegenden zusammen; Christophe Fellay trat mit der südafrikanischen Pianistin Jill Richards auf, und UMS ‘n JIP mit dem japanischen Komponisten Keitaro Takahashi. Ingesamt präsentierte das Festival über fünfzig zeitgenössische Werke und Komponisten aus 25 Ländern, von der klassischen Kammermusikformation über Orchesterkonzerte bis hin zu reiner elektronischer Musik, für die zum zweiten Mal nach 2015 ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben worden ist. Flankiert wurden die Konzerte von Installationen, Performances und einer Kunstausstellung mit angesagten Walliser Künstlerinnen und Künstlern.