Der 2024 verstorbene Musikjournalist und Filmproduzent Beat Hirt hinterlässt ein besonderes Vermächtnis: seine posthum erschienenen Memoiren mit dem Titel «Beat by Beat». Das Buch, herausgegeben vom Berner Popchronisten Sam Mumenthaler, ist ein ungeschminktes Zeitdokument über die wilden 1960er-Jahre und die Anfänge der Popmusik in der Schweiz.
Der erste Pop-Journalist der Schweiz
- Publiziert am 28. November 2025
Am Puls der Pop-Revolution
Früh vom «Plattenvirus» befallen, erkannte der Zürcher Beat Hirt das gesellschaftliche und musikalische Potenzial der aufkommenden Pop- und Beat-Musik. Als Mitbegründer und Reporter der legendären Schweizer Musikzeitschrift Pop war er ab 1965 an vorderster Front dabei. Das Buch schildert seine Erlebnisse mit einer direkten, knackigen Sprache, die den Enthusiasmus der Ära widerspiegelt. Hirt beschreibt, wie er als einer der ersten die kulturelle Sprengkraft der neuen Musik erkannte und versuchte, diese in einem noch konservativen Schweizer Umfeld zu vermitteln. Seine Perspektive bietet einen faszinierenden Kontrast zur heutigen, durchkommerzialisierten Musikbranche.
Rolling Stones, Dylan und Bowie: Hautnah erlebt
«Beat by Beat» ist gespickt mit Anekdoten und persönlichen Begegnungen, die heute Kultstatus haben. Hirt moderierte 1967 die chaotische Pressekonferenz der Rolling Stones in Zürich und schildert die Hysterie, die überkochende Stimmung und wie er versuchte, inmitten des Tumults die Kontrolle zu behalten. Das Buch enthält auch Erinnerungen an Interviews mit Ikonen wie Bob Dylan, David Bowie und The Who, die oft unter unkonventionellen und spontanen Bedingungen stattfanden. Hirt fängt die Persönlichkeiten hinter den Superstars ein.
Mehr als nur Musik: Das Lebensgefühl der 60er
Über die musikalischen Highlights hinaus fängt Hirt das gesamte Lebensgefühl dieser Umbruchszeit ein. Er schreibt über die Mode, die aufkommende Drogenszene und die gesellschaftlichen Veränderungen, die in der Schweiz erst mit Verzögerung, aber dann mit voller Wucht einschlugen. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche private, teils unveröffentlichte Fotos, die Hirt selbst bei seinen Streifzügen durch die internationale Musikszene geschossen hat und die dem Buch eine authentische, visuelle Ebene verleihen.
Vom Print zum Film
Der 2024 im Alter von 84 Jahren in Zürich verstorbene Beat Hirt wechselte später vom Printjournalismus in den Radio- und Fernsehbereich, arbeitete als Filmkritiker für DRS 1 und entwickelte innovative TV-Formate wie die Mediensatire «Ventil» mit Frank Baumann. Einem breiteren Publikum wurde er auch durch seine Arbeit für Sendungen wie «Supertreffer» oder «Risiko» bekannt. 1977 realisierte er das wegweisende, aber kommerziell wenig erfolgreiche Popmusical «Tell» mit Toni Vescoli in der Hauptrolle, das seiner Zeit weit voraus war. Gegen Ende seiner Karriere gründete er, umtriebig wie Beat Hirt immer war, die Filmproduktionsfirma Mesch & Ugge, mit der er zahlreiche vielbeachtete Dokumentarfilme realisierte, unter anderem BACK AROUND THE CLOCK indem er die Schweizer Popgeschichte dokumentierte oder JOLLY ROGER in dem er die Piratensender-Ära um Roger Schawinski festhielt.
