Clueso
- Publiziert am 18. September 2020
Loslassen und festhalten, Gas geben und innehalten – die Konzerte von Clueso sind ein grossartiges Live-Erlebnis.
Die Gigs des Deutschen vereinen Fans aus allen Generationen. 2016, hatte der Deutsche einen «Neuanfang» gewagt. Seitdem hat er zwei Nummereins-Alben rausgebracht und eine ausverkaufte Hallentour mit über 100.000 Zuschauern gespielt. Am 5. Oktober 2022 bot das Volkshaus Zürich die Gelegenheit, sich von den Live-Qualtiäten Cluesos zu überzeugen.
Clueso – der Name ist der Figur des Inspektor Clouseau aus Blake Edwards’ Film Der rosarote Panther entlehnt – macht seit 1995 Musik. Seine Schulzeit beschreibt er als sehr schwierig; er beendete seine schulische Laufbahn mit dem Hauptschulabschluss und nahm anschliessend eine Ausbildung zum Friseur auf, die er jedoch nicht abschloss. Der 1980 in Erfurt geborene Thomas Hübner gilt als Pop-Poet. Er selber dazu: «Mir geht es nicht um Poesie sondern um Wahrhaftigkeit. Ich möchte, dass meine Texte eine Wahrheit haben, selbst wenn es gelogen ist.»
Musikalischer Forscher
2020, hatte Clueso mit der Veröffentlichung von drei Singles eine neue Schaffensphase eingeleitet: Die Songs ziehen völlig andere Ebenen ein, ohne dass der Pop verloren geht. Den verhallten, unauffällig treibenden Beat machte seine Single «Flugmodus» zu einem Song, der Trap-Feeling mit Laid-Back-Gitarren verbindet. Damit blieb der deutsche Popstar seiner Linie treu. Seither sind neue Hits dazugekommen wie «Die schönsten Tage», «Willkommen zurück» oder «Alles zu seiner Zeit». Clueso ist und bleibt ein unermüdlicher musikalischer Forscher, der viel wagt, ohne dabei seine künstlerische Signatur zu verlieren.
Puff-Bohne
Im ausverkauften Volkshaus in Zürich herrschte schon vor dem Erscheinen von Clueso beste Stimmung. Die deutsche Sängerin Lotte gewann das Publikum in Windeseile für sich. Clueso selber bewies einmal mehr, was für ein einnehmender Performer er ist. Eines seiner ersten Lieder des Abends war «Heimatstadt», eine Liebeserklärung an seine Heimat Erfurt. «Puff-Bohne» rief ihm dann auch gleich eine Konzertbesucherin zu. Clueso erklärte dem restlichen Publikum mit Puff, also einem Bordell, habe das nichts zu tun. So nenne man die Erfurter, weil diese Art von Bohnen bei ihnen angepflanzt werde. Seine Stadt, in die er immer wieder gerne zurückkehrt und doch froh ist, wieder aufzubrechen. Auch sonst liess der deutsche Sänger aus sympathische Art und Weise das Publikum an seinem Leben teilnehmen. So erzählte er beispielsweise von den Streichen, die er zusammen mit seinem Bruder als Kind erlebte. Der musikalischer Höhepunkt war – wen wunderts – als er die Hymne «Zusammen» anstimmte. Am schönsten aber tönte Clueso immer dann, wenn er leise Töne anstimmte. Schade nur, dass das Konzert nicht optimal abgemischt war. Viel zu viel Hall raubte den Songs zuweilen ihre Intensität.