Im Frühjahr 2022 finden drei interdisziplinäre «Interaktionen» über den ganzen Kanton verteilt statt, hinter dem musikalischen Experiment steht der Thurgauer Musiker Christoph Luchsinger. Geplant sind attraktive, sinnliche und verständliche Begegnungen zwischen Klang, Wort, Bewegung oder Geschmack, welche nicht im Konzertsaal, sondern an aussergewöhnlichen Orten stattfinden und den Zuhörenden ein bleibendes «Aha-Erlebnis» verschaffen sollen.
Christoph Luchsinger | NŒISE
Christoph Luchsinger arbeitet seit etwa 25 Jahren als Musiklehrer im Thurgau, gründete und leitete während fast 20 Jahren die Liberty Brass Band Junior, welche zu den besten Jugendformationen der Schweiz gehört, und ist als freischaffender Trompeter in verschiedenen Ensembles und Orchestern sowie als Solist tätig. Während seiner Studienzeit wurde seine Neugierde nach neuen Klängen, seine Experimentierfreudigkeit und die Bereitschaft, sich auf Fremdes und Unbekanntes einzulassen und das Interesse an Aktueller Musik geweckt.
«Nœise» im Thurgau
Der Name des Projektes beinhaltet alle Gedanken, Ideen und Wünsche, die Christoph Luchsinger in sein erstes eigenes Projekt gesteckt hat und die er damit verbindet. Mundart: etwas Neues, Englisch: Lärm, Geräusch, Rauschen, ‹to make a noise›: Aufsehen erregen. Das alles möchte Luchsinger mit seinem Projekt: Neues schaffen und Neue Musik in den Kanton Thurgau bringen, aber nicht irgendwohin, sondern in die Bibliothek, ins Weingut oder in eine Modeboutique. Für die erste Konzertsaison von NŒISE hat Luchsinger drei Programme zusammengestellt und mit ausgewählten Künstler*innen konzipiert. Im gemeinsamen Erschaffen, im fruchtbaren Dialog und Austausch sowie im Zusammenführen verschiedener Ideen und Fragestellungen werden neue Impulse gesetzt. Als Laboratorium für Klänge und Konzepte sollen bei NŒISE eigenständige klangliche Sprachen an der Schnittstelle unterschiedlicher Medien, Herangehensweisen und Disziplinen entstehen und den Zugang zu Neuer Musik fördern.
Zugang zu Neuer Musik
Im Kanton Thurgau ist das Angebot eher klein. Zeitgenössische Musik passiert oft in den Zentren und findet selten den Weg aufs Land. Hängt dies mit der mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung zusammen, sich auf ungewohnte Klänge einzulassen? Oder gibt es kein Publikum, weil der Kontakt oder die Konfrontation mit Zeitgenössischer Musik einfach fehlt? Diese Fragestellung und Luchsingers Gedanken liessen ihn nicht mehr los. NŒISE ist nun sein Ansatz, zwei Dinge miteinander zu verbinden: Sein Interesse, das persönliche Repertoire an Zeitgenössischer Solo- und Ensembleliteratur für Trompete auszubauen und durch neue Kompositionen zu ergänzen, und die Idee, im Kanton Thurgau innovative Konzerte zu konzipieren, um Zeitgenössische Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Murmelde Radios
Ab Januar 2022 findet nun NŒISE, die interdisziplinäre Konzertreihe für Neue Musik, bestehend aus zwei bis drei Programmen pro Konzertsaison, statt. In der ersten Interaktion murmeln sieben Radioapparate Wortschöpfungen in sieben Sprachen vor sich hin. Als ob Bücher schwatzen würden. Verteilt in der ganzen Bibliothek entschlüpft das Sprachmusikstück «Ungefähre» permanent und bleibt Fragment aus Wortfetzen und kleinen Klangskulpturen. Zu bestimmten Uhrzeiten begleitet der Trompeter einen sprechenden und singenden Radioapparat als Duett. Am Abend trifft sich die Trompete zum Konzert mit 42 Kofferradios.